Berlin - Ex-RAF-Mitglied Knut Folkerts hat in seiner ersten öffentlichen Aussage eine Beteiligung am Mord an dem Generalbundesanwalt Siegfried Buback bestritten. Er sei nicht an der Vorbereitung und Ausführung des Attentats auf Buback beteiligt gewesen, sagte er dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" laut Vorausbericht vom Samstag.

Folkerts war wegen Beteiligung an dem Mord von 1977 zu lebenslanger Haft verurteilt worden und kam 1995 auf Bewährung frei. Er habe kein Interesse an einer Wiederaufnahme seines Verfahrens. Folkerts Rolle bei dem Anschlag war durch neue Aussagen von früheren RAF-Mitgliedern im Zusammenhang mit dem später abgelehnten Gnadengesuch von Christian Klar in Frage gestellt worden.

Folkerts bestätigte die Darstellung des ehemaligen RAF-Mitglieds Silke Maier-Witt, wonach er am Tag des Anschlags morgens eine Bank auskundschaftete und Maier-Witt später in den Niederlanden abholte und nach Amsterdam brachte. Er widersprach der Aussage der Bundesanwaltschaft, er habe durchaus am Morgen am Attentat in Karlsruhe teilnehmen und abends in Amsterdam sein können. Folkerts sagte, für im Untergrund lebende RAF-Mitglieder sei diese Strecke so schnell nicht machbar gewesen. Den neuen Aussagen von RAF-Mitgliedern zufolge könnte Stefan Wisniewski die Schüsse auf Buback abgegeben haben. Sie wurden vom Sozius auf einem Motorrad abgefeuert, das angeblich das damlige RAF-Mitglied Günter Sonnenberg steuerte.

"Juristische Farce

Seine Verurteilung wegen des Buback-Attentats bezeichnete Folkerts als juristische Farce mit dem politischen Ziel, für das Verbrechen Täter zu finden. Er räumte ein, von den Planungen für die Tat gewusst und sie damals - anders als heute - auch richtig gefunden zu haben. Er sei an einer Wiederaufnahme seines Verfahrens nicht interessiert, da die diversen Fehlurteile zeigten, dass die Justiz zur Aufklärung der Geschichte der "Rote Armee Fraktion" nichts beitragen könne. Generalbundesanwältin Monika Harms hatte nach den neuen Informationen das damalige Verhalten der Justiz verteidigt. Folkerts sei nicht ausdrücklich als Schütze bezeichnet worden, und die neuen Aussagen sprächen nicht gegen seine Mittäterschaft beim Mord an Buback.

Der heute 55-jährige Folkerts übernahm Verantwortung für das Handeln der RAF. "Ich sah und sehe mich für alles, was die RAF in der Zeit tat, ... politisch und moralisch verantwortlich." Die RAF-Taten vor allem im "Deutschen Herbst" waren durch die vorzeitige Haftentlassung von Ex-Mitglied Brigitte Mohnhaupt und das Gnadengesuch Klars wieder in die öffentliche Diskussion gekommen. Bundespräsident Horst Köhler hatte Anfang Mai Klars Antrag abgelehnt, für den sich unter anderen auch Michael Buback, der Sohn des 1977 erschossenen Generalbundesanwalts eingesetzt hatte. (APA/Reuters)