Wien - Nach seinem Gründungstrio hat sich der US-Fonds "Cerberus" benannt, heißt es. Cerberus (Kerberos) war der dreiköpfige Höllenhund der griechischen Mythologie, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Noch diese Woche wird der insgesamt 23,5 Mrd. Dollar (17,4 Mrd. Euro) schwere US-Fonds die nach milliardenschweren Fehlspekulationen ihrer Ex-Chefs angeschlagenen österreichische Gewerkschaftsbank Bawag P.S.K. in sein Reich holen. Jetzt hat er sich auch den im Weltkonzern mit der deutschen Mutter Daimler wenig erfolgreichen US-Autokonzern Chrysler gekrallt.

Gründung 1992

Gegründet wurde die in 40 Ländern vertretene Gesellschaft Cerberus mit Hauptsitz New York 1992 von Steve Feinberg und zwei Partnern. Alle Unternehmen, die bisher in dem Fonds gebündelt sind, setzen zusammen mittlerweile rund 60 Mrd. Dollar (44,5 Mrd. Euro) um. Mit dem Autokonzern Chrysler, der im Vorjahr 47 Mrd. Dollar umgesetzt hat, steigt der Umsatz der Gruppe jetzt auf über 100 Mrd. Euro an. Grundsätzlich ist Cerberus" - in Österreich ein alter Begriff für den aggressiven Hausmeister, der Kinder vom Hof verjagt - dabei nicht zimperlich. Das Portfolio der privaten Investmentfondsfirmen reicht von der italienischen Sportbekleidungsfirma Fila bis zur Air Canada.

Auch die Automobilbranche ist für den US-Beteiligungsriesen, der sich selbst als "das Gegenteil einer Heuschrecke" sieht, kein Neuland. Jeder Siebente der knapp 300 Investmentberater im Dienste des Höllenhunds unter der Führung des ehemaligen US-Finanzministers John Snow beschäftigt sich bereits mit dem Automotiv-Sektor. Als Drahtzieher hinter dem Chrysler-Deal gilt Automanager Wolfgang Bernhard, der früher im Daimler-Konzern mit der Sanierung von Chrysler betraut und danach bei VW Markenchef war. Erst im März heuerte Bernhard, seit 2006 Aufsichtsrat in der österreichischen Staatsholding ÖIAG, bei Cerberus an. Seit kurzem hat Cerberus zudem einen äußerst automobilaffinen Europa-Chef: den langjährigen Goldman-Sachs-Banker Kenneth Leet, der zuletzt den amerikanischen Automobilhersteller Ford beraten hatte.

Im vergangenen Jahr erwarb die von Feinberg und William Richter gegründete Beteiligungsgesellschaft gemeinsam mit Partnern die Finanzsparte des Autoherstellers General Motors. Im Visier hat das Unternehmen auch den angeschlagenen US-Autozulieferer Delphi, der im Burgenland eine Produktion besitzt. Nach Streitigkeiten mit der US-Gewerkschaft UAW ist dieser Deal aber derzeit fraglich. In Amerika besitzt Cerberus überdies einen kleineren Autozulieferer und den Autovermieter Vanguard Car Rental, zu dem die Marken "National" und "Alamo" gehören. Auch in Deutschland ist der Höllenhund in der Automobilbranche aktiv: Dort kaufte Cerberus vor einigen Jahren den Autozulieferer Peguform.

Milliarden für den Bankensektor

Vor der Bawag hat Cerberus im Bankensektor Milliarden in die Übernahme der GMAC, der Finanzsparte US-Autoriesen General Motors gesteckt. Als "Wahlversprechen" hat der US-Fonds dem ÖGB zugesagt, die Bawag zur Europa-Zentrale dieser "GM Bank" machen zu wollen. Durch den Deal mit Daimler wird auch noch das Bank-Portfolio von Cerberus um die Chrysler Financial Services bereichert werden.

Cerberus-Chairman Snow hat in einer Mitteilung am Montag Vormittag Chrysler bereits in der Cerberus-Gemeinde willkommen geheißen: "Cerberus glaubt an die Kraft der verarbeitenden Industrie der USA und an die US-Autoindustrie. Aber am wichtigsten ist: Wir glauben an Chrysler." (APA)