Bis 2013 legt der EU-Haushalt die Agrarförderungen fest. Wlodkowski will keine Änderungen vorher. "Das ist den Bauern nicht zumutbar", erklärt er.

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STANDARD: Eine Untersuchung über die Lage der Bäuerinnen vom Vorjahr hat ergeben, dass schon jede zweite Betriebsinhaberin ist. Wann wird die erste Frau Landwirtschaftskammerpräsidentin?

Wlodkowski: Wir bemühen uns sehr, dass mehr Frauen in den Interessensvertretungen mitarbeiten, und das wollen wir auch forcieren. Und es gibt bereits eine Vizepräsidentin, in Niederösterreich. In den Ausschüssen sitzen auch viele Frauen. Es zeigt sich halt bei den Bäuerinnen, dass sie mehrfach belastet sind. Durch Kinder und Betriebsführung. Sie können die Zeit nicht aufbringen, die so ein Amt benötigt.

STANDARD: Wie werden Sie das machen? Sie sind ja auch Bauer in der Steiermark.

Wlodkowski: Ja, ich bin Ackerbauer in der Nähe von Bad Radkersburg. Aber mein Schwiegersohn Markus Lukas führt zum überwiegenden Teil den Betrieb. Dadurch habe ich die Möglichkeit, den Präsidenten österreichweit anzugehen.

STANDARD: Ihr Vorgänger Rudolf Schwarzböck hat 18 Jahre lang der österreichischen Agrarpolitik seinen Stempel aufgedrückt. Wo werden Sie Akzente setzen?

Wlodkowski: Es war ein sehr erfolgreicher Weg, den ich versuchen werde, soweit als möglich fortzusetzen und vielleicht zeitgemäß zu adaptieren. Der wesentliche Punkt ist ja, dass sich die Rahmenbedingungen gravierend ändern, und zwar national und international. Da muss darauf geschaut werden, dass die Programme, die in der Vergangenheit dazu beigetragen haben, dass die Agrarstrukturen beibehalten werden konnten, möglichst erhalten bleiben. Wir müssen die neuen Chancen am Energiesektor und in der Lebensmittelproduktion offensiv nutzen.

STANDARD: Es gibt starke Kräfte in Brüssel, die für Kürzungen im Agrarfördersystem sind.

Wlodkowski: Jetzt kommt einmal der Health Check, bei dem evaluiert wird, wie sich die Programme auswirken und was verbessert werden muss. Da drängen wir darauf, dass es zu keinen Änderungen vor 2013 kommt, weil es den Bauern nicht zumutbar ist, ständig mit neuen Rahmenbedingungen konfrontiert zu werden.

STANDARD: Was ist nach 2013?

Wlodkowski: Entscheidend werden die Beschlüsse der Welthandelsorganisation WTO sein und deren Auswirkungen. Und wie sich die nachwachsenden Rohstoffe entwickeln. Zum Beispiel wollen die USA ihre Abhängigkeit von Erdölimporten verringern und setzen daher verstärkt auf die Ethanolproduktion auf Basis Mais. Dafür benötigen sie eine größere Menge, als in Europa insgesamt angebaut wird. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Märkte. Deshalb kann man noch nicht sagen, welche Probleme oder neuen Gegebenheiten wir nach 2013 vorfinden.

STANDARD: Die steigenden Preise für Agrarprodukte aufgrund der nachwachsenden Rohstoffe sind doch gut für die Bauern. Jahrzehntelang wurde geklagt, dass die Bauern zu wenig erlösen.

Wlodkowski: Es ergeben sich natürlich für uns Bauern viele Möglichkeiten rund um die Energielieferung. Aber wir müssen darauf pochen, dass die Regierung den Klimaschutz-Weg konsequent beschreitet. Wir sind die ersten Leidtragenden, wenn es zu Naturkatastrophen oder Ernte-einbußen kommt.

STANDARD: Was ist da Ihrer Meinung nach als Erstes zu tun?

Wlodkowski: Wir müssen immer wieder sagen, dass Treibhausgas-Einsparungen notwendig sind, dass jeder Einzelne gefordert ist. Energiesparen kostet nichts und bringt einen wesentlichen Effekt. Und für die Gesellschaft muss sichergestellt sein, dass ausreichend Ackerfläche für Lebens- und Futtermittelproduktion bereitsteht. Der Rest kann für die Energieproduktion verwendet werden. Wir haben 1,38 Millionen Hektar Ackerfläche, davon können 200.000, langfristig vielleicht 300.000 Hektar für Energiepflanzen genutzt werden.

STANDARD: Ist das nicht sehr planwirtschaftlich?

Wlodkowski: Priorität ist für uns Landwirte, dass zum Beispiel ausreichend Futtermittel für Rinder und Geflügel vorhanden sind. Die Bauern sind in erster Linie Nahrungsmittelproduzenten, und Österreich sollte dabei autark bleiben. Wir haben eine hohe Wertschöpfung in der Lebensmittelproduktion, viele Arbeitsplätze hängen da dran.

STANDARD: Sie sind Vorsitzender des Verwaltungsrats der AMA. Also der Stelle, die in Österreich für die Auszahlungen der Agrarförderungen zuständig ist. Ist das als Landwirtschaftskammerpräsident nicht eine schlechte Optik?

Wlodkowski: Da ist angedacht, dass ich in der zweiten Jahreshälfte ausscheide. Die Vorstandsbestellungen laufen schon. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.05.2007)