STANDARD: Wie groß ist die Last, die mit dieser Trennung von Daimler fällt?
Dudenhöffer: Das ist eine sehr große Last. Man kann jetzt frei in die Zukunft gehen, ohne immer wieder an die Verluste und Pensionslasten bei Chrysler denken zu müssen. Und man kann sich auf das konzentrieren, was eigentlich der Kern von Mercedes ist – Luxusfahrzeuge zu machen –, und damit wieder an frühere Erfolge anknüpfen.
STANDARD: Was ist bei dieser angeblich im Himmel geschlossenen Ehe so schief gelaufen? Was hat Chrysler falsch gemacht?
Dudenhöffer: Man muss sehen, dass der Großteil der Fusionen am Automobilmarkt eigentlich gescheitert sind – egal, ob es nun Fiat und General Motors sind oder Renault und Nissan, was ja derzeit auch sehr schlecht läuft. Übernahmen brauchen in diesem Geschäft sehr, sehr lange Zeit, um überhaupt erfolgreich zu werden. Außerdem war es bei der Welt-AG von Daimler Chrysler so, dass man sich nie so richtig zusammenraufen konnte. Chrysler und Mercedes sind immer ihre eigenen Wege gegangen, man hat nie Synergien gemacht.
STANDARD: Was kann eine so genannte Heuschrecke wie Cerberus im Automarkt leisten?
Dudenhöffer: Von der reinen Automobilkompetenz gar nichts. Aber man kennt sich mit Sanierungskandidaten aus und wird wieder sehr hart dazu übergehen, Kapazitäten anzupassen, und unter Umständen Werke schließen. Es kann auch sein, dass man Teile von Chrysler verkauft, um die Kostenbasis auf ein neues Gerüst zu stellen. Cerberus wird Chrysler auch nicht bis in alle Ewigkeit behalten.
STANDARD: Magna geht leer aus. Bedauern Sie das?
Dudenhöffer: Ich hätte mir sehr gut vorstellen können, dass Magna mit Herrn Deripaska zum Zuge kommt. Magna wäre für Chrysler besser gewesen, weil Chrysler so den Vorteil gehabt hätte, dass man doch sehr schnell in den russischen Markt hineingehen könnte und den bedienen könnte. Mit Herrn Deripaska hätte man die Möglichkeit gehabt, in die russischen Fabriken zu gehen, die ja Nachhilfeunterricht und Produktideen sehr stark brauchen. Cerberus wird eher versuchen, mit anderen Automobilherstellern Joint Ventures in gemeinsamer Entwicklung zu machen, um bei den Stückzahlen, die Chrysler produziert, wieder tragfähige Kosten zu bekommen.
STANDARD: Der ehemalige DaimlerChrysler-Manager Wolfgang Bernhard berät jetzt den Investor Cerberus. Eine Ironie der Geschichte?
Dudenhöffer: Das kann man so sehen. Mit ihm hat Cerberus den Vertrag auch schneller bekommen, als es ohne ihn möglich gewesen wäre.
STANDARD: Gemessen an dem Preis, den Jürgen Schrempp einst zahlte, hat Cerberus ein Schnäppchen gemacht.