Ein mittelalterliches Salzburger Bürgerhaus wurde mit erheblichem Aufwand zum Afro-Café gestylt. Aus der Küche kommt peppig gewürzte New African Cuisine.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Konzept: Grant Rushmere

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Fotos: Gerhard Wasserbauer

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Der Aufwand, mit dem das eben eröffnete Afro-Café in ein mittelalterliches Haus am Salzburger Bürgerspitalplatz (wo die Getreidegasse endet) gestemmt wurde, darf als typisch für Dietrich Mateschitz gelten: Schließlich stampfte der Red-Bull-Macher für seine Sammlung von Flugzeug-Oldtimern bereits einen futuristisch anmutenden Glas-Hangar samt Luxusrestaurant aus dem Boden, in dem sich seither ein ziemlich maßlos anmutender Reigen von Spitzenköchen aus aller Welt die Klinke in die Hand gibt; schließlich durfte weiters der Koch für sein Fastfood-Konzept "Carpe Diem" nur Österreichs bester und feinster sein, Jörg Wörther nämlich – auch wenn dieser inzwischen wieder feudal aufkochen darf.

Mit dem Afro-Café erfolgt nun der nächste Anlauf, ein Lokalkonzept auch international zu etablieren, wobei die Idee vom jungen Südafrikaner Grant Rushmere stammt, der 2004 ein Afro-Café in Kapstadt eröffnete. Sein Konzept, den wilden Stilmix afrikanischer Populärkultur mit frischer Global Cuisine und einem Verkaufskonzept für in Afrika geernteten, gerösteten und vermarkteten Kaffee sowie Tee zu kombinieren, roch für Mateschitz und dessen Werber Johann Kastner nach Erfolg. In Partnerschaft mit Rushmere wurde das neue Lokal in Salzburg eröffnet, weitere sind in Planung.

New African Cuisine

Tatsächlich kann man sich dem Charme des Designs kaum entziehen. Heftiger, farbenfroher Mustermix auf Tapeten, Wachstuch-Tischdecken, Polstern und Vorhängen bestimmt die Optik, dazu hängen erstaunliche, aus Pastik-Treibgut gebastelte Luster einer Johannesburger Township-Werkstatt von der Decke, die Wände hat ein südafrikanischer Plakatmaler verziert. Auch das Logo, das ziemlich direkt von einem Friseur in Addis, Kampala oder Yaoundé entlehnt scheint, stammt von ihm. Vom Band kommt, ebenso erwartbar wie legitim, ein Soundteppich von Afro-Ikonen wie Miriam Makeba, Manu Dibango, Alpha Blondy oder Cesária Évora.

Neben köstlichem Kaffee und eher unsanft aromatisierten Tees aus Afrika, die man, neben witzigen T-Shirts, Taschen und anderem Merchandising-Zeug vor Ort erstehen kann, nehmen Mateschitz-Produkte (Carpe Diem, Lunaqua, Botanic Water, Red Bull) entsprechenden Platz auf der Getränkekarte ein. Doch es gibt auch Bier aus Namibia, Wein und Fruchtsaft aus Südafrika. Das Essen schmeckt fast ausnahmslos erfreulich, was bei einem Küchenchef aus dem kosmopolitischen Hangar-7-Stall nicht weiter verwundert: feine, durchaus peppig gewürzte New African Cuisine, etwa Samosas mit einer Fülle aus Kohl und dem würzigen Trockenfleisch Biltong mit fruchtig-scharfem Ananas-Ketchup oder ein schwungvoll angemachter Kichererbsen-Schalottensalat mit gerösteten Sonnenblumenkernen. Pfiffige Veggie-Küche, wie man sie in Schnitzel-Country immer noch zu selten findet. Und viel besser als der labbrige Burger vom Strauß mit blassen Pommes frites, zu dem man sich ordentlich scharfen Senf wünschen würde. Aber den gibt es nicht, nur recht herziges "Mandel-Sambal". (Severin Corti/Der Standard/rondo/18/05/2007)