Stuttgart - Er könnte am Samstag als erster Österreicher seit Rekordnationalspieler Andreas Herzog 1993 die Trophäe für den deutschen Fußball-Meister stemmen. Nur 90 Minuten und ein Heimsieg gegen Energie Cottbus trennen Michael Langer von einer sportlichen Sternstunde. Der 22-jährige Vorarlberger ist Ersatztorhüter beim VfB Stuttgart, der am Wochenende drauf und dran ist, völlig überraschend den fünften deutschen Meistertitel seiner Klubgeschichte einzufahren.

Nummer zwei nach Hildebrand

"Da würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen", gestand Langer im Gespräch mit der APA. In der 25. Runde hatte der Österreicher selbst seinen Teil zum möglichen Titel beigetragen, als er in seinem bisher einzigen Bundesligaspiel zu Hause gegen Wolfsburg den kranken deutschen Nationaltorhüter Timo Hildebrand vertreten hatte. Langer hatte dabei mit glänzenden Paraden das 0:0 festgehalten und den Stuttgartern einen womöglich meisterschaftsentscheidenden Punkt beschert.

"Natürlich ist es ein besseres Gefühl, an der ganzen Sache beteiligt gewesen zu sein", erklärte Langer. "Jeder im Team hat seinen Teil dazu beigetragen." Neben der körperlichen Fitness habe die Stuttgarter zuletzt vor allem das Teamgefüge ausgezeichnet. "Man spürt den Respekt auch als Ersatzspieler. Das ist sehr wichtig", meinte der Österreicher, der vor allem von der täglichen Zusammenarbeit mit Hildebrand profitiert. "Von ihm kann ich sehr viel lernen. Er ist ein Weltklasse-Torwart."

Langer war im Sommer 2003 von Viktoria Bregenz zu den Amateuren des VfB Stuttgart gewechselt. Seit der laufenden Saison zählt er zum Bundesliga-Kader. "Es war auf alle Fälle der richtige Schritt", meinte der Wahl-Schwabe. "Das, was ich hier draußen lerne, hätte ich in Österreich nirgends lernen können." Es sei zwar nicht immer leicht gewesen. "Mir ist es nicht immer gut gegangen, aber jetzt bin ich dankbar für jeden Tag, den ich hier erleben darf. Wir wissen, dass wir die Chance auf etwas ganz Großes haben."

Die Euphorie in Stuttgart ist ob des so nicht erwarteten Erfolgslaufs grenzenlos. Nach dem spannenden Meisterschaftsfinale ("Wir sind noch keinesfalls durch, Cottbus ist ein unangenehmer Gegner") stehen die Schwaben auch noch im Cupfinale gegen den 1. FC Nürnberg. Langer könnte damit als erster Österreicher seit Gustl Starek und Peter Pumm 1969 mit Bayern München sogar das deutsche Double holen. Daran verschwendet er vorerst aber keinen Gedanken: "Ich denke nur an Samstag. Die Woche vergeht ohnehin schon viel zu langsam."

Als Ablenkung besuchte Langer am Mittwochabend etwa mit einigen Teamkollegen eine Show des deutschen TV-Komikers Oliver Pocher. Vom Meistertitel will der Ersatzkeeper noch nicht sprechen, dafür von der kommenden Saison. Da wechselt Hildebrand nach Valencia und mit Raphael Schäfer kommt eine neue Nummer eins aus Nürnberg nach Stuttgart. "Ich werde versuchen, so viel Druck wie möglich zu machen", versprach Langer. "Man will immer der Beste sein."

Schäfer verfüge zwar über deutlich mehr Bundesliga-Erfahrung. "Aber ich werde schon zu 110 Prozent vorbereitet ins erste Training kommen und zeigen, dass ich da bin", meinte der ehemalige österreichische U21-Nationaltorhüter, der auch die EURO 2008 im eigenen Land - "ein Non-Plus-Ultra für jeden Fußballer" - noch nicht abgeschrieben hat. "Auch das ist ein Traum, aber diesen Anspruch kann ich keinesfalls stellen. Das ist für mich noch sehr weit weg." Zuerst müsse er bei seinem Verein regelmäßig zum Zug kommen. (APA)