Rund um Mariazell legt sich die Natur einen besonders bunten Blütenmantel an.

Foto: Pigneter / Österreich Werbung
Grafik: Der Standard
Für Freunde der herrlichen Alpenblumen stellt die Tonion im Mariazeller Gebiet im Mai fast ein „Pflichtziel“ dar, denn da hüllt sich der Berg in einen bunten Mantel, bestehend aus Petergstamm, Clusiusprimeln und Enzianen, die später vom Weißen Germer und der Behaarten Alpenrose – dem Almrausch – abgelöst werden.

Zu diesen Vorzügen gesellt sich noch eine traumhafte Rundsicht vom Gipfel, denn in der Runde liegen etwa Hochschwab, Veitsch, Göller, Schneeberg, Schneealpe, Hinteralm und Rax, Kräuterin, Dürrenstein und Ötscher sowie Zellerhüte und Zeller Staritzen. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich Hohe Student, Königskogel und die beiden Proles. Man sollte meinen, bei so vielen Meriten sei die Erhebung überlaufen; dem ist jedoch nicht so, obgleich die Tonion eine „Stammkundschaft“ aufzuweisen hat.

Für Höhlenmenschen

Berühmt wurde der Berg durch seine Höhlen, der oberhalb des Herrenbodens befindliche Riesenschacht ist über 500 Meter tief, was lange als Rekord galt. Aus dem Knochenschacht, der neben dem Anstieg von der Hütte zum höchsten Punkt liegt, bargen Forscher Reste von Höhlenbären mit Spuren menschlicher Bearbeitung. Die Bärentatzenhöhle verdankt ihren Namen den im Lehm erhaltenen Abdrücken der Tatzen des Tieres. Eine Befahrung der unterirdischen Gang- und Schachtsysteme ist allerdings den erfahrenen Speläologen vorbehalten und verlangt auch die entsprechende Ausrüstung.

Der Wanderer muss sich mit der artenreichen Flora und der Aussicht bescheiden – und kommt trotzdem voll auf seine Rechnung. Schwierigkeiten – wie ausgesetzte Stellen oder felsige Partien – hat der Wanderer nicht zu erwarten, doch ist die Tour relativ lang, durch mehrere Gegensteigungen summieren sich auch die zu bewältigenden Höhenunterschiede. Die Kondition muss schon in Ordnung sein. Auch sollte man auf gutes und stabiles Wetter warten.

Die Route: Von Fallenstein bei Gußwerk bzw. Mariazell steigt man auf der roten Markierung über das Gasthaus Lechnerbauer und den Langboden zur Tonionalm mit der Tonionhütte an. Gehzeit ab Fallenstein 1½ Stunden. In vielen Serpentinen geht es dann über den langen Gipfelhang in einer Dreiviertelstunde zum höchsten Punkt.

Die rote Markierung führt nun zum Hochschnäbeltörl und dann hinunter zum Herrenboden. Ab Gipfel eine Stunde. Nach links geht es weiter zur Paulaquelle und hinab nach Schöneben. Es folgt ein Straßenmarsch durch den Fallersbachgraben zum Ausgangspunkt. Gehzeit ab Herrenboden 1¾ Stunden.

Bei einer Rückkehr vom Gipfel auf der Anstiegsroute braucht man bis Fallenstein rund 2 Stunden, dann reduziert sich die Gesamtgehzeit um eine Dreiviertelstunde, die Höhendifferenz ist so um rund 200 Meter geringer. (Bernd Orfer/Der Standard/Printausgabe/19./20.5.2007)