Wien - Die SPÖ-Frauen wollen bis Jahresende gemeinsam mit Frauenorganisationen für eine Frauengroßdemonstration gegen den Kurs der Regierung in Frauenangelegenheiten mobilisieren. Das kündigte SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer am Donnerstag an. Eine maßgebliche Rolle werde dabei auch Frauen der kirchlichen Organisationen zukommen. Kontakt aufnehmen wolle man auch mit den Frauen anderer Parteien, denn die SPÖ wolle diese Demo "keinesfalls vereinnahmen", so Prammer. Andere Aktionen werde es aber bereits ab September geben. SPÖ-Bundesfrauensekretärin Bettina Stadlbauer sprach von einem "heißen Herbst". "In eine neue Abhängigkeit" Die Vorhaben der Regierung - vom Sozialrechtsänderungsgesetz über budgetrelevante Maßnahmen bis hin zur Kürzung des Geldes für Frauenprojekte - würden den Frauen deutlich machen, wohin es geht, nämlich "in eine neue Abhängigkeit", so Prammer. Als "blanken Zynismus" bezeichnete Prammer, dass sich die Regierung mit dem Gender Mainstreaming vermeintlich die Frauenpolitik auf ihre Fahnen hefte. Tatsächlich sei im MinisterInnenrat ein eineinhalbseitiges Papier verabschiedet worden, das ausschließlich leere Phrasen enthalte. So seien die ExpertInnen, die in den Ministerien eingesetzt werden sollen, mit keinen Ressourcen ausgestattet und müssten ihre Tätigkeit nebenberuflich ausüben. Neue "Sozialschmarotzerdebatte" Die von der FPÖ angepeilte Familienbesteuerung würde Frauen wieder in die Abhängigkeit verbannen, nachdem es 1973 gelungen sei, durch die Individualbesteuerung die Eigenständigkeit der Frauen zu fördern. Grundsätzlich hielt Prammer fest, dass es kein Zufall sei, dass in der aktuellen "Treffsicherheits"-Debatte ein militärischer Ausdruck verwendet werde: die Regierung wolle eine neue "Sozialschmarotzerdebatte" führen. "Ich habe nichts dagegen, wenn wir uns anschauen, ob unser Sozialsystem tatsächlich die Zielgruppen erreicht", so Prammer, "aber die SPÖ-Frauen verlangen Fairness und Gerechtigkeit". "Ich will beides: Kind und Job" "Ich will beides: Kind und Job" ist der Titel einer Kampagne, die gestartet werden soll, wenn Kindergärten und Schulen wieder ihre Pforten öffnen. Propagiert werden soll dabei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Denn nach Ansicht der SPÖ-Frauen stelle die Regierung mit ihrer Politik die Frauen nun vor die Wahl - Job oder Kind. Das sei ein Rückschritt. Eine weitere Kampagne soll es zudem zur gerechten Aufteilung der familiären Versorgungsarbeit und der Berufstätigkeit zwischen Mann und Frau geben. Und eine bundesweite Aktionswoche ist im September gegen die ab Oktober zum Tragen kommenden Einsparungen im Gesundheitsbereich vorgesehen. Plattform gegen gemeinsame Obsorge Bilden wollen die SPÖ-Frauen zudem eine Plattform gegen die Gemeinsame Obsorge. Man werde sich dabei an prominente Personen und einschlägige Institutionen wenden. Geplant seien Enquetten, Diskussionsveranstaltungen und Petitionen. Stadlbauer sieht in der geplanten gemeinsamen Obsorge für Scheidungskinder eine "Disziplinierungsmaßnahme für Frauen". Schon jetzt werde von Anwälten auf Vaterseite die gemeinsame Obsorge als "Joker" beantragt, um dann zu niedrigeren Unterhaltszahlungen zu kommen. Der Regierung gehe es zudem auch ums Geld. 50 Millionen könnte man sich durch die gemeinsame Obsorge jährlich bei den Unterhaltsbevorschussungen ersparen. Prammer sprach sich beim Thema Unterhaltsbevorschussungen für die Einführung des schwedischen Modells aus. Dabei würde der Unterhalt vom Staat an die Frauen überwiesen und dann beim Vater regressiert. Könne ein Vater nicht oder nicht in vollem Ausmaß für den Unterhalt aufkommen, übernehme der Staat die Kosten. (APA/red)