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Der Cogee Beach in Sydney ist kein Ort für Prüde. Hier, an einem der beliebtesten Strände der australischen Großstadt, zeigt man gerne, was man hat. Die Männer tragen "Budgee Smugglers", enge Badehosen. Sie heißen so, weil es aus der Distanz aussieht, als würde der Träger darin einen Wellensittich schmuggeln. Frauen tragen normalerweise Bikinis, wenn überhaupt. Oben ohne ist nicht nur akzeptiert, es ist die Regel an vielen australischen Stränden.
Angesichts solcher Freizügigkeit ist verständlich, dass gläubige Muslim-Frauen nicht zu den regelmäßigen Strandgängerinnen gehören. Oft ist selbst jenen, die sich nicht strikt nach dem Koran richten, das offene Zurschautragen ihrer körperlichen Attribute zu viel. Eine Frau in Sydney hat Abhilfe gefunden: den Burkini.
Namensfusion
Der Name ist eine Fusion von Bikini und der traditionellen islamischen Körperbedeckung, der Burka. Der aus Lycra bestehende Badeanzug bedeckt den ganzen Körper, ohne die Trägerin beim Schwimmen zu behindern. Aheda Zanetti ist die Frau, die hinter der Marke Ahiida steht, unter der die Kleidungsstücke in Australien vertrieben werden.
Sie kam als Vierjährige nach Australien. "Muslim zu sein und gleichzeitig ein aktives Leben zu führen, war eine Herausforderung", sagt die nun 38 Jahre alte Mutter von vier Kindern. "Ich wurde durch kulturelle und religiöse Sitten und Bräuche eingeschränkt." Vielen Mädchen sei es nicht möglich gewesen, sich sportlich zu entfalten und zugleich den Vorgaben des Islam zu folgen. So habe sie die Notwendigkeit für "spezialisierte Sportbekleidung" gesehen.
Seit Zanetti vor rund drei Jahren begonnen hatte, ihre Kleider zu produzieren, eilt sie von Erfolg zu Erfolg. Von der australischen Regierung wird sie als jene gefeiert, die "Millionen Frauen rund um den Globus einen aktiven Lebensstil ermöglicht".
Der Burkini ist nur eines von mehreren Modellen im Ahiida-Sortiment. Die Kleider können auch in der Leichtathletik getragen werden, und sogar von Karatekämpferinnen. Alle Stücke haben eine festsitzende Kopfbedeckung, die das Kopftuch, den Hijab ersetzt.
Männerbastion
Zanettis wohl größter Erfolg ist, dass der Burkini muslimischen Frauen erlaubt, in eine der letzten Bastionen angelsächsischer Männlichkeit einzudringen: Lebensretter. Mitglieder der Freiwilligenorganisation "Australian Life Savers" retten an australischen Stränden seit 100 Jahren in Not geratene Badende. Bis in die 80er-Jahre war Frauen nur der Beitritt zu bestimmten kleinen Klubs gestattet.