Ihre Kür gilt parteiintern auch als Belohnung für die "undankbare Aufgabe", die sie im Eurofighter-U-Ausschuss übernehmen musste.

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Wien - Die Lesebrille ist ein beliebtes politisches Accessoire. Maria Fekter weiß ihre - sie ist zart türkis - gut einzusetzen. Sie balanciert sie etwa gerne gefährlich nahe der Nasenspitze. Ihr gestrenger Blick geht dann über den Brillenrand hinweg und trifft meist ihre beiden männlichen Gegenspieler im Eurofighter-Untersuchungsausschuss: Vorsitzenden Peter Pilz von den Grünen und den Blauen Ewald Stadler. "Jungs, bitte", will sie damit dann sagen.

Fekter (51) brauchte ihren Brillenblick zuletzt oft: Als Vertreterin der Ex-Kanzlerpartei hatte sie im Ausschuss die, wie sie selbst sagt, "undankbare", weil unpopuläre, aber notwendige Aufgabe, die Eurofighter zu verteidigen. Sie tat dies mit ihrer eigenen Art: Frech bis hin zur Penetranz, linientreu bis hin zur Selbstkarikierung, gleichzeitig trotz Untergriffe stets die Contenance bewahrend und so professionell, dass sogar politische Gegner wie Stadler ihr "Respekt dafür zollen".

"Sie ist sehr engagiert, dass kann man ihr nicht absprechen", urteilt der Grüne Werner Kogler, "aber ihr Auftrag lautete klar: Verzögern, Stören, Zerstören". "Natürlich lief im Ausschuss auch viel über die Chauvinismus-Masche", beschreibt Bettina Stadlbauer (SPÖ), die zweite Frau im Ausschuss, die Stimmung, "da schlagen dann Macho-Attitüden durch." Nachsatz: "Aus inhaltlichen Gründen konnte ich die klassische Frauensolidarität nicht ausüben."

Ab Juli wird sie Fekter auch nicht mehr brauchen: Dann tritt sie ihren neuen Job als Volksanwältin an. Zeigen würde die disziplinierte Unternehmertochter aus Oberösterreich das nie, aber ein bisschen erleichtert dürfte sie darüber schon sein. Schon eine Woche vor ihrer Wahl beklagte sie, dass sie nicht mehr mit ihrem eigentlichen Wirkungsbereich, der Justizpolitik, wahrgenommen wird, sondern nur mehr als Eurofighter-Sprecherin. Ein Abgeordneter: "Ihre Wahl ist sicher auch eine Belohnung für ihre Aufopferung beim Eurofighter-Thema, bei dem wir so in der Defensive sind."

Und es ist der vorläufige Höhepunkt einer atypischen Karriere. Sie begann vor 17 Jahren als Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium und brachte ihr erst einmal den Spitznamen "Schotter-Mizzi" ein - dank ihrer Abstammung aus einer Kies- und Baustoffdynastie. Und wohl auch, weil sie mit ihrem damenhaften Auftreten auch sonst eher in die regionale Hautevolee denn in die Niederungen der Wiener Innenpolitik passte.

Unter ihrem wichtigsten Förderer, Klubobmann Andreas Khol, wurde die "wertkonservative, aber wirtschaftsliberale" (Eigenbezeichnung) Juristin zum Law-and-Order-Aushängeschild. Die Kombination Chanel-Kostüm-trifft-auf-Zero-Tolerance-Politik sicherte ihr auch einen Fixplatz in der schwarz-blauen Ära, während der sie vor allem für die Verteidigung der Ehe und der Abwehr der Homo-Partnerschaft zuständig war.

Viele Freunde hat sich Fekter während ihres politischen Lebens nicht gemacht, auch, weil sie dank ihres familiären Hintergrundes abseits der üblichen innerparteilichen Loyalitätsstrukturen agieren konnte. "Diese Unabhängigkeit ist sehr vielen sehr suspekt", glaubt sie. Und, dass sie einige im Klub darum beneiden.

Respektiert wurde sie aber immer, nicht zuletzt aufgrund ihres losen Mundwerks, das so gar nicht in die "Hände falten, Goschen halten"-Stimmung (© Ferry Maier) passte, die zuletzt im schwarzen Parlamentsklub herrschte. Gleich zweimal wagte sie sich heuer in Kampfkandidaturen. Das Rennen um den Posten des zweiten Nationalratspräsidenten verlor sie knapp, die Kür zur Volksanwältin gewann sie souverän mit 56 zu 23 Stimmen. Heute im Präsidium zu sitzen fände sie ohnehin "fad". Ihre Lesebrille wird sie weiter brauchen, wenn auch weniger zum strengen Schauen, denn zum Aktenwälzen. (Barbara Tóth/DER STANDARD, Printausgabe, 19.5.2007)