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Der Russe Nikolaj Dawidenko schlägt zum zweiten Mal in Pörtschach auf. Er hätte natürlich überhaupt nichts dagegen, seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen.

Foto:APA/EPA/Christophe Karaba
Pörtschach/Wien - Ronald Leitgeb fühlt sich selbst "unter Druck" gesetzt. Er geht davon aus, dass die Öffentlichkeit von ihm stets etwas Neues, ja nahezu Außergewöhnliches erwartet. Er erinnert an die von ihm veranstalteten Daviscups im Wiener Stadion und in Unterpremstätten, im vorigen Jahrtausend hat Tennis die Massen bewegt. Thomas Muster wurde ja von Leitgeb betreut und auch gemanagt, der Kontakt ist freilich längst abgerissen, aber darum geht es beim ATP-Turnier in Pörtschach nun wirklich nicht.

Es beginnt am Sonntag in der traditionsreichen Werzer- Arena, heißt Hypo Group Tennis International, ist mit 353.450 Euro dotiert (55.820 Euro für den Sieger), das Budget beträgt zwei Millionen Euro. Das Finale wird schon am Samstag abgewickelt, denn die großen French Open nehmen keine Rücksicht auf die Kleinen. Der Sand und die Bälle sollen jenen in Paris nicht unähnlich sein. Im Vorjahr wurde die Veranstaltung von St. Pölten an den Wörthersee transferiert. Vergleiche mit Pasching und Klagenfurt sind aufgrund der unterschiedlichen Sportarten Tennis und Fußball absolut unzulässig, sie drängen sich aber trotzdem auf. Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider dürfte im Kick aber doch eine weit größere Rolle gespielt haben.

Turnierdirektor Leitgeb nennt drei Gründe, weshalb man zum Tennis nach Pörtschach "einfach kommen" muss. "Ein hervorragendes Starterfeld, eine wunderschöne Location und ein dichtes Unterhaltungsprogramm. Das ergibt ein Gesamtereignis."

Ad Starterfeld: Das ist in der Tat hochkarätig, es wird von Nikolaj Dawidenko, Andy Roddick und Ivan Ljubicic angeführt, die rangieren allesamt in den Top ten (3., 4., 8.). Sie wollen für die French Open proben, auch der Australier Lleyton Hewitt tritt deshalb an. Das Ende Juli in Kitzbühel stattfindende Turnier hat genau null Spieler aus diesem erlauchten Kreis anzubieten, obwohl es doppelt so hoch dotiert ist. Die Österreicher Jürgen Melzer, Stefan Koubek und Alexander Peya werden sie aber auch in Tirol haben.

Leitgeb rechnet mit 30.000 Zuschauern. Beim ersten Mal waren es 22.000. Problem des Tennis sei, "dass die Zielgruppe nicht genau definiert ist. Insofern hat man ein Transportproblem. Obwohl der Sport hochseriös ist, muss man mehr als nur das Spiel bieten." Medial wird das Ding unters Volk gebracht, der ORF überträgt live. "Wir hoffen auf einen hohen Marktanteil, das wäre wichtig für die Zukunft." Die ATP müsse sich aber doch einiges einfallen lassen. "Die Matches dauern zu lange, die Verkürzung des Doppels hat sich bewährt."

Der Meister

Titelverteidiger Dawidenko wird übrigens von Leitgeb gemanagt ("Hat sich so ergeben"), der Russe strebt kurzfristig den Sieg und langfristig den Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft an. Am Aufbau eine Images wird gebastelt, "Il Maestro" lautet der Arbeitstitel. "Er ist eine große Begabung, kann die Bälle mit minimalen Aufwand extrem beschleunigen." Der Kroate Ljubicic wird übrigens auch von Österreichern (Herwig Straka, Edwin Weindorfer) versorgt, Roddick ist da quasi die Ausnahme. (hac, DER STANDARD Printausgabe 19.05.2007)