Wien - "Dieser Lifestyle macht unsere Mädchen krank", warnte die Wiener Frauenbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger bei der Präsentation der ersten groß angelegten Studie über Essverhaltensstörungen unter Jugendlichen in Wien. "Jedes dritte Mädchen hat Angst beziehungsweise sehr starke Angst zuzunehmen", so Wimmer-Puchinger. Bereits 30 Prozent der befragten Mädchen hätten schon einmal absichtlich erbrochen oder Medikamente eingenommen, um Gewicht zu verlieren. Für die Essstörungsstudie waren im Jahr 1999 rund 2000 Schülerinnen und Schüler der neunten Schulstufe verschiedener Schultypen befragt worden. Dabei gaben 50 Prozent der Mädchen und 15 Prozent der Burschen an, schon einmal eine Diät gemacht zu haben. Fast ein Viertel der befragten Jugendlichen wiegen sich mindestens einmal täglich. 23 Prozent der Mädchen und neun Prozent der Burschen sind mit ihren Körperproportionen extrem unzufrieden. Neun Prozent der 15-Jährigen waren schon in Therapie oder Beratung. "Gesellschaftlich fehlgeleitetes Idealbild" "Essstörungen dürften mehr Jugendliche und hier vor allem Mädchen betreffen, als wir ursprünglich angenommen haben", so Gesundheitsstadtrat Sepp Rieger (SP) zum Ergebnis der Studie. Für ihn liegen die Ursachen für Krankheiten wie Magersucht, Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder Esssucht neben psychischen Problemen in einem "gesellschaftlich fehlgeleiteten Idealbild" begründet. Deswegen müsse neben Beratung im konkreten Fall verstärkt auf Prävention gesetzt werden. Früherkennung "Ein Großteil der Betroffenen kommt erst unglaublich spät zur Behandlung", berichtete Martina de Zwaan, leitendende Oberärztin der Spitalsambulanz für Essstörungen am AKH. Untergewicht werde oft viel zu lange übersehen, obwohl es bereits häufiger verbreitet sei als Übergewicht. So wiesen bei der Studie 13,3 Prozent der Mädchen und zehn Prozent der Burschen Untergewicht auf, während in der Auswertung der Eigenbeschreibungen nur bei sechs Prozent der Mädchen und neun Prozent der Burschen Übergewicht festgestellt wurde. Neben den ambulanten Betreuungsmöglichkeiten im F.E.M.-Zentrum an der Semmelweis-Frauenklinik, im Kaiser-Franz-Josef-Spital, im AKH, Wilhelminenspital sowie der Jugendambulanz der Wiener Gebietskrankenkasse bietet die Gratis-Hotline 0800-20 11 20 niederschwellige Hilfe. (tapa)