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Löscher muss Siemens wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen.

Foto: Reuters/Michael Dalder

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Grafik: APA
München - Der neue Siemens-Chef Peter Löscher erntet an der Börse Vorschusslorbeeren. Die Aktie des Münchner Konzerns zählte am Montag zu den Gewinnern im Dax. Das Papier kletterte zeitweise um 2,7 Prozent auf 95 Euro, den höchsten Stand seit sechs Jahren. "Der Markt ist erleichtert, dass ein neuer Vorstand gefunden ist. Der ist zwar unbekannt, aber die Unsicherheit ist erst einmal weg", sagte ein Händler. Analysten äußerten sich überrascht, aber auch zuversichtlich über die Berufung des österreichischen Pharma-Managers.

Nach knapp vierwöchiger Suche hatte der Siemens-Aufsichtsrat am Sonntag überraschend Löscher zum Konzernchef ernannt. Er ist der erste Siemens-Chef in der 160-jährigen Firmengeschichte, der von außen kommt. "Anscheinend haben sie gezielt einen Externen an Bord geholt, der auf keinen Fall mit den Affären bei Siemens in Verbindung steht", sagte Branchenexperte Ingo Queiser von Kepler Equities.

"Überraschung für den Markt"

Der neue Mann an der Siemens-Spitze sei "eine echte Überraschung für den Markt", sagte Fondsmanager Raimund Saxinger von Frankfurt Trust. "Ich finde es gut, dass es jemand von außen ist, dass er relativ jung ist und auch einen angelsächsischen Hintergrund hat", meinte Jochen Klusmann von der BHF-Bank.

Der 49-jährige Löscher sitzt seit gut einem Jahr im Vorstand des US-Pharmariesen Merck und ist in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Am 1. Juli löst er Klaus Kleinfeld ab, der im Zuge der Korruptionsermittlungen seinen Rückzug erklärt hatte. In den nächsten Wochen will Löscher, der noch am Sonntag zurück in die USA reiste, seine Aufgaben bei Merck in New Jersey zu Ende bringen.

Schwieriges Erbe

Der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer sagte, Löscher müsse das Unternehmen wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen und die Affären aufklären. Der traditionsreiche Konzern wird seit Monaten von mehreren Korruptionsaffären erschüttert; Millionensummen sollen als Schmiergeld ins Ausland und an eine managementfreundliche Arbeitnehmer-Organisation geflossen sein. Kunden wie Mitarbeiter begrüßten laut Neugebauer die schnelle Entscheidung für Löscher. "Es herrscht gespannte Erwartung." Löscher könne den Erfolgskurs Kleinfelds fortsetzen, sagten Analysten. Ben Uglow von Morgan Stanley verglich den neuen mit dem amtierenden Siemens-Chef: "Er hat signifikante US- und internationale Erfahrung und ist relativ jung - eigentlich wie Kleinfeld."

Analyst Roland Pitz von der HVB verwies auf Löschers Leistungen in der Gesundheitsbranche. "Er hat die Chance, das Unternehmen erfolgreich nach vorne zu bringen. Der Manager sei "charakterstark", er könne die Kleinfelds ehrgeizigen Ziele bis 2010 erreichen. Kepler-Analyst Queiser sagte, zwar seien die Siemens-Geschäftsfelder außerhalb der Medizintechnik für Löscher zwar Neuland. "Aber es gibt keinen Grund zu glauben, dass er das nicht schaffen kann." (APA/Reuters)