Zum 100. Lindgren-Geburtstag erscheint die Ur-Version des Kinderbuchklassikers in Schweden: "Ist ein bisschen gröber als spätere Buchfassung"
Redaktion
"Pippi Långstrump"
Stockholm/Hamburg - Zum 100. Geburtstag der
Kinderbuchautorin Astrid Lindgren (1907-2002) ist in Schweden
erstmals die Ur-Version ihres Klassikers "Pippi Langstrumpf"
erschienen. Karin Nyman, Tochter Lindgrens, sagte am Montag in der
Zeitung "Svenska Dagbladet" zur "Ur-Pippi", die ihre Mutter ihr zum
zehnten Geburtstag am 21. Mai 1944 geschenkt hatte: "Hier lügt Pippi
schamlos und gerne. Das Ganze ist ein bisschen gröber als die spätere
Buchfassung."
Lindgren hatte das Buch über das starke, selbstbewusste Mädchen
Pippi für ihre krank im Bett liegende Tochter geschrieben. Die als
Sekretärin arbeitende Schwedin schickte das Manuskript beim
angesehenen Bonnier Verlag ein, der den späteren Welterfolg aber
ablehnte. Danach arbeitete Lindgren den Text um und gewann 1945 einen
Kinderbuch-Wettbewerb beim Verlag Rabén&Sjögren.
"Leben wir
nicht in einem freien Land?"
Dieser Verlag hat nun die erste, von Bonnier abgelehnte Fassung
ein halbes Jahr vor Lindgrens 100. Geburtstag am 14. November als
"Ur-Pippi" herausgegeben. Hier ist die freche Rothaarige noch eine
Spur frecher. So antwortet sie hier auf die Frage ihres Freundes
Tommy, warum sie manchmal rückwärts gehe, kurz und knapp: "Leben wir
nicht in einem freien Land?" Auf Tommys Nachfrage erklärt ihm Pippi
zunächst etwas über merkwürdige Gehweisen in Ägypten sowie
"Hinterindien". Um dann auf die Skepsis ihres Zuhörers mit der
schlichten Feststellung zu reagieren, dass sie lüge.
"Aber Pippi war nicht rücksichtslos. Sie war lieb und eben einfach
klasse", sagt Karin Nyman, die als erstes von Millionen Kindern die
Geschichte der "Pippi Långstrump" vorgelesen bekam. Über die
Unterschiede zwischen der Urfassung und der dann als Buch
veröffentlichten hat die schwedische Literaturwissenschafterin Ulla
Lundqvist einen Text geschrieben. Sie attestiert der allerersten
Ausgabe von Pippi beim Geschichtenerzählen einen "ausgeprägten Hang
zu Räuberpistolen". Der Stockholmer Verlag schrieb in seiner
Buchankündigung: "Die revolutionäre Pippi, die wir kennen, ist milde
im Vergleich zur Original-Pippi." (APA/dpa)
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