Vier Männer mit Bällen: Festspiel-Präsident, Landeshauptmann, Ministerpräsident und Bregenzer Bürgermeister.

Foto: Bregenzer Festspiele/Miro Kuzmanovic
Wien/Bregenz - Falls in der Nachbarschaft demnächst eine "Kabine der Leidenschaft" auftaucht: keine Sorgen über den Verfall sittlicher Werte. Die Dinger sind viel mehr Zeichen, dass es nur mehr ein Jahr dauert, bis die Fußballeuropameisterschaft in Österreich und der Schweiz über den Rasen geht. Damit auch die Bevölkerung in Stimmung kommt, startet am 2. Juni eine "Roadshow".

Die Kabinen (in denen EM-Infos präsentiert werden) sind Module der "Euromania", die bis Ende September auf zentralen Plätzen in 18 Städten aufgebaut werden, versprachen am Montag Susanne Riess-Passer, Beppo Mauhart und Heinz Palme von der Initiative "Österreich am Ball" (ÖAB). Die befasst sich neben ÖFB und Bundesregierung auch mit der Euro - und hat als Partner den ORF und die Kronen Zeitung an Bord.

Partner, die sich bei der 1,5 Millionen teuren Veranstaltung (die unter anderem auch einen Stadionsimulator und Kickplätze umfasst) in den "Kabinen der Leidenschaft" präsentieren dürfen. Wo auch um "ÖAB-Botschafter" geworben wird. 300.000 bis 500.000 davon erhofft sich Palme. Die bekommen eine Plastikkarte, die Vorteile rund um die EM verspricht - und in der Datenschutzerklärung den Punkt beinhaltet, dass personenbezogene Daten und Interessensdaten "für Marketingzwecke von ÖAB und seiner Förderer auch zur Zusendung von elektronischer Post zu Werbezwecken ... verwendet ... werden dürfen." Angst vor Spam-Flut brauche man aber nicht zu haben, wird beteuert.

Fußball statt Tosca

Geworben wurde am Montag auch in Bregenz für eine deutsch-österreichische Koproduktion, das Fußballfest auf der Seebühne. Wo sonst Tosca die Herzen betört, wird es im Juni '08 der Fußball tun. Denkt Günther Oettinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, an den Sommer 2006, gerät er ins Schwärmen: "Die WM, das war ein Sommermärchen." Deshalb soll es 2008 eine Reprise des Gefühlstaumels geben.

Die Schwaben haben Bregenz als Austragungsort ihrer EM-Emotionen auserkoren. "Public viewing" auf der Seebühne und am Festspielhaus-Vorplatz, inszeniert vom SWR und dem Land Baden-Württemberg, soll täglich bis zu 15.000 Menschen locken.

"Weil Bregenz die Infrastruktur hat und auf der Mittellinie zwischen Basel und Wien liegt." (Oettinger) Seit Gründung der Festspiele praktiziere man das "länderübergreifende Miteinander", sagt Festspiel-Präsident Günter Rhomberg. "Super Marketing für die Festspiele und die Stadt", meint Bürgermeister Markus Linhart. Wer zahlt? Landeshauptmann Herbert Sausgruber sieht sich "vorerst" als "Gastgeber, nicht als zahlender Veranstalter". Oettinger hofft auf Sponsoren, auch Baden-Württemberg werde mitfinanzieren. Budget gibt es noch keines. (Jutta Berger, Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 22.5.2007)