Und wo Bürgerprotest ist, ist die Politik oft nicht weit. „Die Flieger donnerten zu jeder Tages- und Nachtzeit über die Häuser, sodass an gesunden Schlaf nicht zu denken war“, ärgerte sich dieser Tage beispielsweise der Wiener FP-Gemeinderat Toni Mahdalik.
Am Flughafen ist man derlei gewöhnt. „Wir tun, was wir können“, heißt es da. Gerade wird daran getüftelt, ein bis zwei Flugrouten zu verändern. Eine Maßnahme, die im Dialogforum verhandelt wird. Eingeführt infolge des Abschlusses des Mediationsverfahrens sitzen darin Vertreter aller involvierten Gruppen – von Gemeinden, Bürgerinitiativen bis hin zu jenen des Flughafens. Geschäftsführer Wolfgang Hesina: „Wir versuchen, den Fluglärm so gering wie möglich zu halten“, sagt er, „wegzaubern kann man ihn nicht.“ Als Beispiel einer Verbesserung nennt Hesina die Senkung der Nachtflüge von zirka 6000 auf 3000; dies aber über mehrere Jahre verteilt.
Nachtzeiten als Hauptproblem
Der Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter war als Berater beim Mediationsverfahren dabei. Punkto Lärm sieht auch er die Nachtzeiten als Hauptproblem an. Oder wie er sagt: „Es war die Frage, wie die Schlafarchitektur gestört wird“. Ab einer bestimmten Dauerbeschallung erhöhe sich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sagt der Arzt. Dementsprechend umkämpft waren im Verfahren daher die Dezibel-Festschreibungen, auf die gewisse Maßnahmen – beispielsweise der Einbau von_Schallschutzfenstern – zu erfolgen haben. Hutter über das abgeschlossene Mediationsverfahren: „Der Kompromiss kann aus medizinischer Sicht mitgetragen werden.“
Das sehen die Wiener Grünen anders. Umweltsprecher Rüdiger Maresch fordert ein generelles Nachtflugverbot ein, was selbst Susanne Rynesch von der Österreich-Plattform Fluglärm einen „Wunsch an das Christkind“ nennt. Schon die im Verfahren festgehaltenen Punkte seien ja im internationalen Vergleich eine „Wucht“. „Ob es jemals genug ist, würde ich nicht wagen zu beurteilen“, sagt Rynesch. Sorgenvoll blickt Rynesch auf die Erweiterungspläne des Flughafens. Läuft gerade doch die Umweltverträglichkeitsprüfung für eine dritte Piste. Rynesch: „Mir wäre natürlich lieber, wenn diese nicht kommt.“ "Gekurvter Anflug" als Lösungsansatz