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Hannes Kartnig wird jetzt schwerer Betrug vorgeworfen.

Foto:AP/Leodolter

Graz - Er sei kein Heiliger, jeder kenne ihn ob seiner Extravaganz, er habe allein schon wegen des opulenten Lebenstils polarisiert, aber dennoch: "Hannes Kartnig gehört sofort aus der U-Haft entlassen", sagt sein Anwalt Richard Soyer im Standard-Gespräch.

Der wichtigste Haftgrund sei nun weggefallen. Die ominösen 2,3 Millionen Euro, die als verschollen gegolten hatten, seien jetzt aufgetaucht. Die Geldflüsse seien bis auf 490.000 Euro ganz klar nachvollziehbar. Und auch dieser Rest sei zuordenbar. Trainer und Spieler seien damit über den Umweg von Sparbüchern extra bezahlt worden. Die Hausbank Kartnigs habe darüber detailliert Buch geführt.

Nun Betrugsvorwurf Kartnig sei zwar in Sachen Steuervergehen geständig, es sei aber "in Österreich wirklich nicht Usus, deswegen in U-Haft gehen zu müssen". Soyer: "Dafür ist sicher keine U-Haft notwendig." Er werde jetzt sämtliche Instanzen bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg bemühen.

Der Sprecher der Grazer Staatsanwaltschaft, Manfred Kammerer, macht Soyer wenig Hoffnung. Auch wenn sich nun ein Teil der 2,3 Millionen Euro aufklären sollte, bliebe noch "jede Menge an anderen Verdachtsmomenten, die rechtfertigen, dass Herr Kartnig in U-Haft bleibt". Kammerer im Gespräch mit dem Standard: "Es sind ja auch die 490.000 Euro kein Schlapperl. Es werden jedenfalls die Ermittlungen auf schweren Betrug ausgeweitet."

Ex-Sturmpräsident Kartnig habe von der Zahlungsunfähigkeit seines Fußballvereins längst gewusst und dennoch weiter Geschäfte betrieben und die Konkurssituation verschwiegen, was betrügerisches Handeln darstelle.

Verteidiger Soyer hält den Vorwurf für nicht stichhältig. Kartnig habe sich auf - von Abschlussprüfern vorgelegte - Bilanzen verlassen müssen. (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe 23.05.2007)