Ist ein gewisses Stadium erreicht, werden Aufklärungsgespräche mit illuminierten Jugendlichen für Polizei und Streetworker gleichermaßen schwer.

Foto: Hendrich
Auf breite Ablehnung stößt der Vorschlag der ÖVP-Wien, künftig der Exekutive bei Alkohol-Schwerpunktkontrollen Streetworker zur Seite zustellen. Experten sehen eine "abschreckende" Wirkung und orten Personalprobleme.

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Gedacht war es als Teil eines Maßnahmen-Pakets gegen das Koma-Trinken, doch die Abfuhr für den Vorschlag der ÖVP-Wien Sozialarbeiter gemeinsam mit der Exekutive auf nächtliche Alkstreife zu schicken kam prompt. "Ein völliger Blödsinn. Es wäre in jeder Hinsicht kontraproduktiv, wenn Polizisten und Streetwork gemeinsam auftreten", hält Georg Dimitz von der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten im Standard-Gespräch hörbar wenig vom schwarzen Kooperationsvorschlag. Karin Praniess-Kastner, Drogensprecherin der Wiener ÖVP, hatte angeregt, dass "bei den monatlichen Kontrollschwerpunkten der Exekutive ab sofort auch Sozialarbeiter zum Einsatz kommen sollen, die mit den Jugendlichen das Gespräch suchen".

Gewerkschafter Dimitz sieht da aber eher Kommunikations-Probleme: "Das schreckt doch ab, wenn plötzlich der Streetworker gleich mit der Polizei kommt. Sozialarbeiter dürfen keine drohende Rolle einnehmen, denn damit nimmt man jede Chance auf ein ungezwungenes Gespräch". Es gebe ja ohnehin auf beratender Ebene eine "sehr gute" Zusammenarbeit mit der Exekutive. Einen gemeinsamen "Auftritt" brauche es daher nicht.

Personalmangel

Scheitern dürfte die ÖVP-Idee vor allem aber auch am Personalmangel. "Woher bitte sollen die Leute kommen? Wir haben jetzt schon einen eklatanten Sozialarbeitermangel", so Dimitz.

"Hütte dicht machen"

Wenn sich hier ein Problemfeld auftue, brauche man spezielle Streetworkerprojekte mit einem eigenen Anstellungs-Träger. "Weder die Jugendwohlfahrt noch die Jugendzentren können diese Aufgaben übernehmen", ist Dimitz überzeugt. Personalprobleme sieht auch Andreas Bayr vom Verein "Rettet das Kind" und dessen Ableger "Streetwork Wien". Darüberhinaus sei es "auch nicht die Aufgabe der Sozialarbeit, Kontrollen durchzuführen". Es gebe "genug Gesetze, die man halt auch exekutieren müsste", ist Bayr überzeugt. "Strengere Kontrollen am Eingang und beim Ausschank von Alkohol an Minderjährige müsste die Polizei härter durchgreifen: Lizenz weg und die Hütte dicht machen", so Bayr.

"Dicht machen" wird übrigens künftig am Schwedenplatz eher schwer werden. Die in unmittelbarer Nähe des Vergnügungsviertels Bermudadreieck gelegene BP-Tankstelle verzichtet nach jahrelanger Kritik jetzt auf den Verkauf von hochprozentigem Alkohol.

Erfolg und "große Tat" "Wir stellen den Verkauf harter Getränke ein", bestätigte am Dienstag BP-Sprecherin Monika Matausch. Schon bald werde die Tankstelle demnach keine Spirituosen anbieten - eine im gesamten BP-Konzern österreichweit einzigartige Maßnahme. Man habe eingesehen, dass es an diesem Standort scheinbar ein gravierendes Problem gebe und man einen "relativ hohen Anteil" des Umsatzes mit den Spirituosen mache. Zufrieden mit dem Tank-Stopp für harte Getränke ist City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP). Es sei dies ein "erster wirklicher Erfolg" und eine "große Tat". (Markus Rohrhofer/DER STANDARD-Printausgabe, 23.5.2007)