Arbeiter auf Gerüsten vermauern das zwölfeckige Gebetshaus mit roten Backsteinziegeln, es wird gebohrt und Beton gemischt. Die Zeit, in der die Arbeiten stillstanden – wegen Geldmangels, dem Konkurs einer Baufirma – hat aber ihre Spuren hinterlassen: Zwischen Bauschutt und Sandhaufen leuchten Mohnblumen, auf der weiten Fläche, in die die Gräber eingelassen werden, wuchern Gräser und Sträucher.
Unübersehbar sind auch die eingeschlagenen Fenster des Nebengebäudes, Löcher im Maschendrahtzaun an der dem Bach zugewandten Seite des 34.000 m2 großen Areals – und die 53 schwarzen Kreuze, die Ende letzten Jahres auf die Innenseite der Friedhofssmauer gepinselt wurden. Nach einem Brandanschlag im Frühjahr 2006 war das der zweite Angriff auf den halb fertigen Friedhof, die Ermittlungen blieben erfolglos.
"Die Kreuze sind ein Riesenproblem", runzelt Al-Rawi die Stirn. "Sowohl die Entfernung als auch die Übermalung kosten einen Haufen Geld." Und an Geld fehlte es von Anfang an. Die erste Spende leistete der Vater von Projektleiter Raed Zakeri – auf dem Sterbebett, als er sich wünschte, irgendwann auf einem islamischen Friedhof begraben zu werden. Seither wird für die Gesamtkosten von geschätzten 1,4 Millionen Euro gesammelt. Großspender wie der Opec-Fund zahlen aber erst nach Vorlage von Rechnungen, was die Arbeiten weiter verzögerte. Von den IG-Mitgliedern sei "so gut wie nichts" gekommen, erläutert Al-Rawi. Das liege daran, dass ein Friedhof als kommunale Leistung angesehen werde und viele Muslime sich immer noch "als Zuwanderer verstehen, die in einem Provisorium leben".
Um Interessenten für die vorerst 3000 nach Mekka ausgerichteten Grabstätten macht sich die IG keine Sorgen: Seit das Projekt nach jahrelangen Verhandlungen mit der Stadt Wien, die das Grundstück zur Verfügung stellte, 2001 präsentiert wurde, würden ständig Anfragen eingehen. "Dort, wo man begraben ist, hat man davor Wurzeln geschlagen", begründet Al-Rawi die Bedeutung des Friedhofs.