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Karl Wlaschek und sein Wirtschaftsimperium
"Charly Walker" vergrößert Immobilien-Imperium um die ÖRAG


Gert Walden

Wien - Der Billa-Gründer und Multimilliardär Karl Wlaschek hat die Immobilientochter der Creditanstalt, die Österreichische Realitäten AG, übernommen. Insgesamt 70 Immobilien, darunter Schmuckstücke wie das Palais Ferstel, das Palais Harrach und der Andromeda-Büroturm (siehe Tabelle), wechselten für kolportierte 7,2 Mrd. S (523,24 Mio. EURO) den Besitzer.

Damit ist Wlaschek mit Abstand der größte Immobilieninvestor Österreichs und zählt nun auch in Europa zu den Großen. Die Vertragsunterzeichnung fand am gestrigen Freitag, dem 83. Geburtstag Wlascheks, statt.

In der heimischen Immobilienbranche wird der Übernahme große Bedeutung zugemessen. Josef Schmidinger, Bereichsleiter der Ersten, glaubt an Auswirkungen auf den gesamte heimische Szene:

Neue Messlatte

"Das ÖRAG-Geschäft ist wichtig, weil sich künftig Immobilienbewertungen an ihm messen lassen und strategisch interessante Objekte in heimischen Händen bleiben." Den kolportierten Preis bezeichnete er als gut, weil er anzeige, dass es mit den österreichischen Immobilien aufwärts gehen würde. Wlaschek erwarb 250.000 Quadratmeter zu einem Durchschnittspreis von 28.800 Schilling, allerdings ist in dem Preis auch die ÖRAG-Immobilien-Dienstleistungsgesellschaft enthalten. Der jüngste Deal macht die Wlaschek-Stiftung zur wert- und flächenmäßig stärksten privaten Immobiliengruppe in Österreich, deutlich vor der Immofinanz Immobilien Anlagen AG, der Generali-Versicherung und der Erste Immobilien AG.

Die 190 Mitarbeiter des größten österreichischen Immobiliendienstleisters verwalten rund 1,6 Mio. Quadratmeter Immobilien, betreiben Facilitymanagement, makeln und entwickeln Projekte wie etwa den ehemaligen Sitz der NÖ-Landesregierung. Die Konzernbilanz weist einen Gewinn von 295,5 Mio. S aus.

Die Büro-, Geschäfts- und Wohnhäuser der ÖRAG umfassen insgesamt 373.000 Quadratmeter Gesamtnutzfläche, wobei allerdings das Technische Zentrum am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof und die Auslandsobjekte in Bratislava, Prag und Warschau (24.000 Quadratmeter) weiterhin im Besitz der Creditanstalt bleiben. Diese Immobilien werden künftig in einer eigenen Gesellschaft zusammengefasst.

Für die Creditanstalt ist der Verkauf ein weiterer Schritt in Richtung Konzentration auf den Finanzdienstleistungssektor, während im Rahmen der Bank-Austria-Gruppe derzeit nur noch die Bank Austria Immobilien (B.A.I.) am heimischen Markt präsent ist.


Massive Expansion

Während die Creditanstalt sich zurückzieht, expandiert Karl Wlaschek wieder massiv in Richtung Prestigeobjekte Seit dem Verkauf der Billa-Gruppe 1996 wurden von der Stiftung insgesamt über 17 Mrd. S in heimische Immobilien investiert, die in größeren Paketen etwa von der Austria-Tabak-Gruppe oder der Generali-Versicherung und jetzt von der CA übernommen wurden. Seitens der Immofinanz Immobilien Anlagen AG wird der Deal "als interessantes Geschäft für beide Seiten" bezeichnet, wie Vorstandsvorsitzender Karl Petrikovics festhält. Die Dienstleistungen der ÖRAG würden jedenfalls dringend benötigt, wenn die gesamte Wlaschek-Sammlung von ihr verwaltet wird.

Immobilienmakler Alexander Neuhuber erwartet sich eine Belebung des Geschäftes, weil jetzt vermehrt deutsche Immobilienfonds am heimischen Markt Interesse zeigen könnten, nachdem der Appetit des finanzstarken Tycoons Wlaschek nun vorläufig gestillt sein könnte.