Bild nicht mehr verfügbar.

Präsident Uribe (Mitte) mit den Gebrüdern Francisco (links) und Juan Manuel Santos, seinem Stellvertreter und dem Verteidigungsminister.

Die Mitglieder einer einflussreichen kolumbianischen Familie, der auch die Tageszeitung El Tiempo gehört, werden durch die Aussagen des inhaftierten AUC-Kommandanten Salvatore Mancuso schwer belastet.

Foto: AP /William Fernando Martinez

Bild nicht mehr verfügbar.

AUC-Patrouille in der Kleinstadt Tulua im Valle del Cauca: wer finanzierte die rechtsextremen Paramilitärs?

Foto: APA/epa/El Pais

Bild nicht mehr verfügbar.

AUC-Stratege Ivan Duque wurde von seinen inhaftierten Gesinnungsgenossen zum Sprecher ernannt und gab zwei US-Journalisten im Hochsicherheitsgefängnis Itagüi ein Interview.

Foto: Reuters/Albeiro Lopera
Die Aussagen mehrerer inhaftierter Kommandanten der offiziell aufgelösten Paramilitär-Gruppe "Autodefensas Unidas de Colombia" bestätigen, was von offizieller Seite bisher dementiert wurde: Am Aufbau der rechtsextremen Todesschwadronen, die für tausende Morde verantwortlich sind, waren höchste Kreise aus Politik und Wirtschaft beteiligt. Die AUC-Führer haben die Namen von Generälen, Unternehmern, ausländischen Firmen und Politikern genannt, die den Paramilitärs nicht nur finanzielle Unterstützung zukommen ließen, sondern direkt mit den "Selbstverteidigungstrupps", die auch tonnenweise Kokain in die USA exportierten, zusammenarbeiteten.

Entgegen den Angaben der Regierung Präsident Uribes, die Paramilitärs hätten lediglich in Regionen, die außerhalb der staatlichen Kontrolle stehen, ein Machtvakuum ausgefüllt, gab Salvatore Mancuso, der im Hochsicherheitsgefängnis Itagüi einsitzt, bei seiner Anhörung vor Gericht an, der Aufbau paramilitärischer Einheiten sei mit staatlicher Unterstützung erfolgt, um eine Gegenkraft zu linken FARC-Guerilla zu etablieren: "Der Paramilitarismus gehörte zur offiziellen Politik in Kolumbien", sagte er aus, "ich bin der lebende Beweis dafür".

AUC-Stratege gab Interview

Seit im Herbst 2006 erste Berichte über die engen Beziehungen zwischen einigen Politikern und den AUC veröffentlicht wurden, sind Dutzende Fälle publik geworden, in denen Regierungsvertreter mit den Todesschwadronen kooperierten. Ivan Duque, der als Stratege für die AUC tätig war und ebenfalls auf seinen Prozess wartet, gab in einem Interview an, seine Organisation habe in den Gebieten, in denen sie tätig war, beste Beziehungen zu den lokalen Machthabern gehabt: "Können diese Kontakte – ich spreche von Politikern, Militärs und Wirtschaftsvertretern – bestanden haben, ohne dass der Chef der Chefs (gemeint ist Präsident Uribe) davon wusste? Das ist unmöglich."

Seinen Angaben zufolge bestanden die AUC aus 17.000 Bewaffneten und mehr als 10.000 anderen Mitgliedern, die logistische Aufgaben wie Transport und Versorgung erledigten oder als Informanten tätig waren. "Bis an die Zähne bewaffnete Männer", erzählt er, "die sich in weiten Landesteile frei bewegen konnten – und keiner hat sie bemerkt, keiner hat mit ihnen kooperiert? Kolumbien ist ein Land der Heuchler."

Uribe unter Druck

Besonders Staatschef Uribe, dessen Regierung seit 2002 über vier Milliarden Dollar US-Hilfe zur Bekämpfung der Guerilla und des Drogenanbaus erhalten hat, gerät durch die Aussagen der AUC-Kommandanten unter Druck: den pensionierten General Rito Alejo del Rio, den sein Vorgänger Andrés Pastrana wegen seiner Zusammenarbeit mit den Paramilitärs aus dem Staatsdienst entließ, bezeichnete der Präsident regelmäßig als "Ehrenmann" und verteidigte ihn auch gegenüber Vorwürfen aus den USA. AUC-Kommandant Mancusa gab nun zu Protokoll, er habe mit Alejo del Rio und zwei weiteren Armeegenerälen eng zusammengearbeitet.

Bisher wurde gegen 14 Kongressabgeordnete, sieben Mitglieder des Unterhauses, der Chef der Geheimpolizei, mehrere Bürgermeister und Gouverneure wegen Zusammenarbeit mit den AUC Anklage erhoben, Ermittlungen gegen mehrere weitere Parlamentarier aus Uribes Umfeld laufen.

Duque hat angekündigt, ein Buch über die Entwicklung der Paramilitärs in Kolumbien zu veröffentlichen. Der AUC-Stratege räumt mittlerweile ein, dass nicht alle von seinen Leuten ermordeten Gewerkschafter Kontakte zur FARC hatten, wie bisher behauptet wurde. Viele seien wegen ihrer ideologischen Einstellung zum Ziel der AUC geworden, "und das war zutiefst ungerecht." Die Staatsanwaltschaft geht von 10.000 AUC-Opfern aus. (bed/derStandard.at/23.5.2007)