"Wir verzeichnen einen 17-prozentigen Zuwachs an neuen Kundinnen", kann Gebhard Kremser von der Raiffeisenbank Gastein mit Blick auf ein Jahr Shop-in-Shop-Konzept speziell für Frauen derzeit positive Bilanz ziehen. Seit sich die Bank im Gasteinertal mit einem eigenen Beratungs-, Marketing- und Raumkonzept auf Frauen als wichtige Zielgruppe konzentriert, hat sich die Zahl der Beratungsgespräche verdoppelt. Besprochen werden dabei in der eigens eingerichteten Frauenlounge vor allem Themen wie die Altersvorsorge oder die finanzielle Absicherung in der Karenzzeit, während sich die Kinder im Spielbereich beschäftigen können. In Gastein will man sich damit dezidiert von "singulären Aktionen für Frauen absetzen".

Die Betreiberinnen des seit fünf Jahren bestehenden Woman Investment Club (WIC) der Erste Bank legen wiederum Wert darauf, keine "Frauenprodukte" anzubieten, sondern Frauen, die bereits Wertpapiere besitzen und Informationen dazu einholen wollen und auch jene, die erst beginnen, sich mit dem Thema Veranlagung auseinanderzusetzen, eine Plattform "für den Wissenstransfer zu bieten". In der Praxis heißt das, dass Experten aus dem Wirtschafts- und Finanzbereich bei den WIC-Veranstaltungen einen Überblick über Themen wie persönliche Vorsorgestrategie, die Möglichkeiten der Wohnbaufinanzierung oder einen langfristigen Vermögensaufbau geben. Mitte Juni wird Petra Postl, Leiterin des WIC und gleichzeitig bei der Erste Bank für Zielgruppenmarketing zuständig, etwa Ulrike Pfuhl vom JP Morgan Asset Management zum Thema "Ausblick auf die Aktienmärkte" als Vortragende begrüßen. Pro Veranstaltung horchen dabei mittlerweile bis zu 500 Interessentinnen zu.

Die Frage, wie sich Frauen in Geldanlage und Vorsorgedingen von Männern unterscheiden, beantwortet die WIC-Leiterin mit dem Hinweis, dass der „Sicherheitsaspekt bei Veranlagungen bei Frauen deutlich höher ausgeprägt ist, also das Sparbuch und der Sparbrief, Immobilien und Wertgegenstände und Fonds allen anderen immer noch den Rang ablaufen. Zudem setzen Frauen auf hohe Flexibilität. Sie wünschen sich dabei vor allem die monatlichen Sparbeträge verändern zu können, diese etwa kurzfristig (in der Karenz) herabsetzen zu können oder auch einige Zeit das Ansparen aussetzen zu können.

Die Uniqa wiederum bietet eine so genannte Time-out-Option, also vollen Versicherungsschutz bei Aussetzen der Prämienzahlungen, etwa während eines Jobverlusts oder einer Scheidung. Generell scheint sich bei der finanziellen Vorsorge ein starker Trend in Richtung von Produkten mit Garantien abzuzeichnen, etwa in Richtung von frauenspezifischen, fondsgebundenen Lebensversicherungen.

Für Frauen mit gröberen, akuten finanziellen Sorgen hat wiederum das Wiener Spar- und Kreditinstitut (WSK) seit einem Jahr eine Gratis-Hotline eingerichtet. Dort kann man sich von Frau zu Frau nicht nur über Geldanlage schlau machen, sondern sich auch über den Umgang mit Krediten, Umschuldungen oder Haftungsfragen beraten lassen, erläutert WSK-Vorstandsdirektorin Ilse Vigl. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.05.2007)