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Johann Zwettler

Foto: APA/Artinger
Wien - Bei seiner Befragung vor dem Banken-Untersuchungsausschuss des Parlaments hat sich der frühere BAWAG-Generaldirektor und Mitangeklagte im BAWAG-Prozess, Johann Zwettler, von seinem Vorgänger Helmut Elsner in gewisser Weise distanziert. "Ich war kein Haberer (guter Freund, Anm.) von Elsner", sagte Zwettler, der von den Abgeordneten heute, Mittwoch, über drei Stunden lang einvernommen wurde. Ob er im Zuge der Karibik-Verluste Kick-Back-Zahlungen an den - ebenfalls mitangeklagten - Investmentbanker Wolfgang Flöttl jun. vermute, ließ Zwettler offen. "Gedanken macht man sich auf alle Fälle, aber ich habe keine konkreten Hinweise".

Zwettler war im Frühling 2003 als Nachfolger des in Pension gegangen Elsner BAWAG-Generaldirektor geworden und per Jahresende 2005 unter dem Druck der Verwicklung der Bank in die Refco-Affäre zurückgetreten. "Die Bank war bis 2003 sehr patriarchalisch geführt", schilderte Zwettler den Führungsstil seiner Vorgänger Elsner und Walter Flöttl. Er habe daher immer versucht, eine "Mediatorenfunktion"´ einzunehmen. Sein Verhältnis zu Elsner beschrieb Zwettler als "sehr korrekt" aber distanziert. "Er war der Chef. Dass er mich manchmal angeschnauzt hat, das tut jeder Chef." Als "Geheimnis" der BAWAG bezeichnete er die große Leistung der Mitarbeiter, die "mit Arbeit zugehäuft" gewesen seien. Es habe ein rigides Kostenmanagement gegeben. "Ausbeutung" charakterisierte der Grüne Abgeordnete Bruno Rossmann diese Unternehmenspolitik. Nein, die Mitarbeiter hätten die Erfolge gesehen und eben "sechseinhalb Tage die Woche" gearbeitet, so Zwettler.

In Sachen Flöttl

SP-Abgeordnete Melitta Trunk wollte von Zwettler wissen, ob ihm bekannt gewesen sei dass Flöttl jun. offenbar noch bis 2006 vermögend war und Geschäfte mit der Meinl Bank gemacht habe. "Das war mir absolut nicht bekannt", sagte Zwettler. Ob Flöttl jun., der nach den Karibik-Verlusten der BAWAG gegenüber dargestellt habe, er habe auch eigenes Vermögen verloren, also die BAWAG betrogen habe? "Ausschließen kann man überhaupt nichts", meinte Zwettler

Warum die Karibik-Geschäfte der BAWAG mit Flöttl jun. nach öffentlicher Kritik zwar 1994 beendet aber gleich 1995 wieder aufgenommen wurden, erklärte Zwettler mit dem Wunsch Elsners nach den daraus erhofften Gewinnen. Elsner wollte in seinem ersten Bilanz-Jahr 1995 offenbar seinen Vorgänger Flöttl sen. übertreffen oder zumindest nicht unter dem 1994-er Ergebnis liegen, meinte Zwettler.

Als die hohen Karibik-Verluste aus den Flöttl-Geschäften Ende 2000 im BAWAG-Vorstand bekannt wurden, habe man im Vorstand über die weitere Vorgangsweise intensiv beraten. Die BAWAG-Bilanz 2000 wäre ohne die Garantie des damaligen Eigentümers ÖGB vom Wirtschaftsprüfer nicht testiert worden, zeigte sich Zwettler überzeugt. Der BAWAG-Vorstand habe auch gemeinsam beschlossen, die - später viel kritisierten - Stiftungen einzurichten. Die Karibik-Verluste sollten durch die "Hebung stiller Reserven" bzw. Aufwertungen in der Bilanz kompensiert werden. Zu einer Aktennotiz des mitangeklagten Ex-BAWAG-Vorstands Christian Büttner, der darin von einer Interventions-Ankündigung Elsners bei der damaligen Nationalbank-Vizegouverneurin Gertrude Tumpel-Gugerell wegen einer Bank-Prüfung schreibt, sagte Zwettler, ihm sei das jedenfalls nicht in Erinnerung.

Rededuelle

Zu mehreren Rededuellen kam es im Ausschuss zwischen dem F-Abgeordneten Ewald Stadler und Zwettler, als Stadler den ehemaligen Bank-Manager zur Atomic-Pleite befragte. Dafür sei er innerhalb der BAWAG nicht zuständig gewesen, sagte Zwettler, der sich auch beim Vorsitzenden Martin Graf (F) mehrmals über die Art der Befragung sowie Ins-Wort-Fallen durch Stadler beschwerte. Wenn Zwettler kurze Antworten gebe, werde ihm Stadler auch nicht ins Wort fallen, meinte Graf. Warum Zwettler denn im September 1994 sogar Papiere betreffend der Atomic-Pleite unterschrieben habe, wollte Stadler auch wissen. Offenbar habe ihm jemand die Anweisung gegeben, so Zwettler. "Sie nehmen ja wohl nicht vom Portier der BAWAG einen Auftrag entgegen", ätzte Ausschussvorsitzender Martin Graf (FPÖ). "Oja, wenn ich etwa falsch geparkt habe", antwortete Zwettler. (APA)