Arturo Casadevall von der Yeshiva University in New York brachte dieser überraschende Fund vor fünf Jahren auf die Idee, mit diesen Pilzen zu experimentieren. Gemeinsam mit Kollegen, unter anderem vom Albert Einstein College in New York, verglich der Forscher das Wachstum verschiedener Pilzarten unter verschiedenen Bedingungen: entweder mit der natürlich vorkommenden radioaktiven Hintergrundstrahlung oder mit bis um 500-mal größerer Strahlendosis.
Strahlendes Wachstum
In der Fachzeitschrift PLoS One berichten Casadevall und Co über die erstaunlichen Ergebnisse: Pilzarten, die Melanin enthielten, zeigten unter dem starken Strahlenbeschuss keinerlei Schäden. Die Forscher beobachteten sogar ein deutlich stärkeres und schnelleres Wachstum bei diesen Pilzarten.
Warum aber fühlen sich diese Mikroorganismen gerade in solchen Böden wohl, denen kein Mensch allzu nahe kommen wollte? Wangiella dermatitidis und Cryptococcus neoformans zum Beispiel siedeln und gedeihen sogar in Erde, die stark radioaktiv verseucht ist.
Radioaktive Strahlung könnte bestimmten Pilzarten als Nahrung dienen, folgern die Forscher. Und Melanin ermögliche es ihnen, die Strahlung umzusetzen. Damit könnten die Mikroorganismen auch unabhängig von organischen Stoffen wachsen, die von anderen Lebewesen gebildet wurden. Das widerspricht bisherigen Annahmen.
Der verantwortliche Mechanismus scheint hierbei ähnlich zu funktionieren wie die Photosynthese von Pflanzen, die mithilfe von Chlorophyll Sonnenlicht in chemische Energie umwandeln, wie Casadevall und Co schreiben. Weitere Hinweise liefern Untersuchungen an den Melanin-Molekülen selbst: Nach der radioaktiven Bestrahlung konnte der Farbstoff eine Schlüsselverbindung des Stoffwechsels (NADH) viermal schneller verändern als nicht bestrahltes Melanin.
Etwas Ähnliches passiert bei der Photosynthese: Eine so genannte Lichtfalle sammelt einen Teil der Lichtenergie und nutzt diese zum Aufbau von Traubenzucker. Wahrscheinlich habe die Energie der radioaktiven Strahlung einen Einfluss auf die Elektronen im Melanin, heißt es in PLoS One. Melanin ist auch in Hautzellen des Menschen vorhanden.
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