Hamburg - In Udo Bölts hat am Mittwochabend ein dritter ehemaliger Profi des deutschen Radsport-Teams Telekom Doping-Praktiken gestanden. "Ich habe EPO probiert und meine Erfahrung damit gemacht", sagte der 40-Jährige am Mittwochabend in der ARD. "Nach dem schlechten 95er Jahr habe ich 1996 damit angefangen, um in der Tour-Mannschaft dabei zu sein." Einen Tag später trat er von seinem Posten als sportlicher Leiter beim Team Gerolsteiner, bei dem auch der österreichische Meister Bernhard Kohl beschäftigt ist, zurück.
"Gelogen und betrogen"
Er habe die Blutdopingpräparate aber nicht von den Freiburger Teamärzten, sondern vom belgischen Betreuer Jef d'Hont bekommen. 1997 habe er aber wieder damit aufgehört. "Danach war Schluss damit", versicherte Bölts.
Bölts bedauerte, dass er "gelogen und betrogen" habe, aber "ein Mensch macht Fehler". Im Lauf der Woche hatten bereits die beiden früheren Telekom-Profis Bert Dietz und Christian Henn EPO-Doping zugegeben. Auch die Mannschaftsärzte von der Uni-Klinik Freiburg, Andreas Schmid und Lothar Heinrich, sind inzwischen geständig.
"Ullrich brauchte bei seinem großen Talent nicht zu dopen"
Damit könnten weitere Fahrer im ehemaligen Team um den deutschen Superstar Jan Ullrich auspacken. Bei Ullrich selbst sieht dessen Anwalt Peter-Michael Diestel keinen Handlungsbedarf. "Ein Auspacken bei Jan Ullrich gibt es in diesem Sinne nicht", betonte Diestel im Morgenmagazin. "Ullrich brauchte bei seinem großen Talent nicht zu dopen."
Gleichzeitig forderte Diestel aber eine Abkehr vom Rekorddenken im Profisport, um Dopingpraktiken sinnvoll bekämpfen zu können. Ullrich, der Ende Februar seine Karriere beendet hatte, steht im Verdacht, in den Doping-Skandal um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes verwickelt zu sein. Gegen den 33-Jährigen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Bonn.(APA/dpa)