Paris - Die deutsche Wirtschaft fährt nach Einschätzung der OECD in den kommenden eineinhalb Jahren einen idealen Kurs. Der Höhepunkt des Konjunkturzyklus werde zwar in diesem Jahr erreicht, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Wirtschaftsausblick vom Donnerstag. Aber auch 2008 werde das Wachstum mit 2,2 Prozent im weltweiten Trend der Industrieländer liegen und das Potenzialwachstum deutlich um 0,6 Punkte übersteigen.

Trotz der kräftigen "Mehrwertsteuer-Bremse" wird das Wachstum in diesem Jahr arbeitstäglich bereinigt mit 2,9 Prozent (nach 3,0 Prozent) praktisch stabil bleiben. Das sind 1,1 Prozentpunkte mehr, als die OECD noch vergangenen November erwartet hatte. 2008 dürfte es eine Abschwächung auf 2,2 Prozent geben. Umgerechnet auf die deutsche Statistik bedeutet das für dieses Jahr 2,8 Prozent und für das Schaltjahr 2008 immer noch kräftige 2,5 Prozent Wachstum. Damit ist die OECD optimistischer als die Bundesregierung.

Steigende Beschäftigung

Getragen wird der Aufschwung nicht mehr nur vom boomenden Export, sondern auch von den Investitionen. Im zweiten Halbjahr 2007 springt zudem der Konsum kräftig an, der zu Jahresbeginn die Konjunktur noch gedämpft hatte. Das hat zwei Gründe: Erstens steigt die Beschäftigung und zweitens findet die jahrelange Lohnabstinenz ein Ende. Die Inflation bleibt den Experten zufolge dabei im Griff. Denn die steigende Produktivität, sinkende Lohnnebenkosten und hohe Gewinne erlaubten Lohnerhöhungen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten zu gefährden. Die Arbeitsstückkosten steigen weiter langsamer als die Preise oder die Stückkosten in anderen Ländern.

Die Zahl der Arbeitslosen wird laut OECD in den nächsten eineinhalb Jahren um eine halbe Million sinken. Im Jahresmittel werde die Erwerbslosenquote in diesem Jahr von 8,1 auf 6,9 Prozent fallen und 2008 rund 6,3 Prozent erreichen. Für Ende 2008 würden sogar sechs Prozent angepeilt (nach Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung). Übertragen auf die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit entspricht dies einem Rückgang von jetzt bis Ende 2008 von 9,2 auf 8,5 Prozent.

Erstmals seit der Jahrtausendwende werden die Löhne im kommenden Jahr nicht nur nominal, sondern auch real spürbar steigen. Hatten die Arbeitnehmer 2006 nominal nur 0,7 Prozent mehr bekommen, so sollen es in diesem Jahr 1,9 Prozent und 2008 sogar 2,5 Prozent mehr sein. Die Inflation wird aber in diesem Jahr mit 1,8 Prozent stabil bleiben und 2008 auf 1,7 Prozent zurückgehen. Das hilft dem privaten Konsum: 2008 wird sich das Wachstum der Konsumausgaben laut OECD von 0,9 auf 1,7 Prozent beschleunigen. Eine völlige Entwarnung an der Preisfront gibt die OECD aber nicht: Erst der Mehrwertsteuerschub und dann der Lohndruck werden die Kerninflation von 0,7 Prozent 2006 auf jeweils 1,7 Prozent in diesem und im nächsten Jahr beschleunigen. (APA/dpa)