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Die Kärntner Hypo hätte "ganz gut zu uns gepasst", sagt Ewald Nowotny

Foto: APA/Jäger
Standard: Die Bawag gehört jetzt Cerberus. Sie betonen, dass die Bank nun eine "ganz normale und neue ist", der Prozess gegen die Alt-Banker beginnt im Juli, im Sommerloch. Wird da alles aufgewirbelt?

Nowotny: Statt Loch Ness gibt es diesmal Bawag, das ist nicht gut für uns. Aber die Leute unterscheiden schon zwischen Bawag alt mit Elsner und neu.

Standard: Werden Sie also die Bank umbenennen?

Nowotny: Wir beschäftigen uns mit dieser Frage und entscheiden das vor dem Herbst.

Standard: Hat der ÖGB schon alle Schulden bezahlt?

Nowotny: Ja. Es gibt eine normale Geschäftsbeziehung, mit einem Hausbankenrahmen von 30 oder 40 Millionen Euro. Abgesehen davon ist der ÖGB bei uns schuldenfrei.

Standard: Im Vorstand sind noch drei Mitglieder aus der Ära Zwettler. Ein Neuanfang?

Nowotny: Sie stammen aus der PSK, waren nicht involviert und informiert. Das sind die Unverdächtigen, Sauberen.

Standard: Es gibt eine Art Aufpasser für den Vorstand, US-Banker David Roberts. Wozu?

Nowotny: Er ist kein Aufpasser, er ist mein Berater und direktes Bindeglied zu Cerberus.

Standard: Sie haben Kooperationen mit dem Autofinanzierer von Cerberus, GMAC, angekündigt. Was bringen die?

Nowotny: Wir machen Kooperationsverträge, erbringen Finanzdienstleistungen für GMAC; wir machen die Refinanzierung.

Standard: Hat sich das Geschäft heuer erholt?

Nowotny: Ja, wir haben bis Ende April einen Netto-Spareinlagenzuwachs um 133 Millionen, und auch die Privat- und Betriebsratskredite legen zu. Den Businessplan gehen wir mit Cerberus jetzt noch einmal durch, der neue Eigentümer will auch seine Vorstellungen einbringen, etwa im Treasury. Unser großes Wertpapier-Portefeuille wird genau angeschaut – unter ertragsorientierten Aspekten.

Standard: Können Sie Ihren Plan mit rund 470 Mio. Euro Gewinn für 2011 halten?

Nowotny: Diesen mittelfristigen Plan behalten wir bei, wir konzentrieren uns derzeit eher auf 2007 und 2008. Wir können jetzt offensiv werden, zukaufen. Cerberus hat uns zu Akquisitionen ermuntert. Sie sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen.

Standard: Die Kärntner Hypo ist schon weg.

Nowotny: Ja, die hätte theoretisch ganz gut zu uns gepasst. Wir hätten auch eine gewisse Stabilisierungserfahrung einbringen können.

Standard: Sie machen gute Geschäfte mit der Abwicklung des Zahlungsverkehrs für den Bund. Bleibt Ihnen die Sparte?

Nowotny: Ja. Wir haben dank unserer neuen EDV ein so verflochtenes System und einen derartigen Konkurrenzvorsprung, dass wir technisch nicht einholbar sind.

Standard: Jeder Mitarbeiter bekommt 150 Euro "Prämie" für den Verkauf. Mickrig?

Nowotny: Das ist ein Dankeschön. Die Erwartungen waren vielleicht überzogen, weil Cerberus-Präsident John Snow von einer Prämie gesprochen hatte. Das ist keine Leistungsprämie, diese Art der Bezahlung kommt erst.

Standard: Wann geht die Bawag an die Börse, und haben Sie diesfalls Aktienoptionen?

Nowotny: Cerberus hat eine fünfjährige Behalte-Pflicht, hat seine japanische Bank nach fünf Jahren platziert. Und ja, ich habe eine Aktienkomponente im Vertrag.

Standard: Der Rauswurf der Kuba-Kunden hat Ihnen sehr geschadet. Ihr Rückblick?

Nowotny: Das war eines der Dinge, die mich am meisten betroffen und deprimiert haben, in meinem ganzen Leben. Ich glaube, wir hatten keine andere Wahl, aber ich bin heilfroh, dass das gelöst ist. Wir unterstützen jetzt kubanische Aktivitäten, kultureller Natur.

ZUR PERSON: Ewald Nowotny (62) führt die Bawag seit 2006. Der Finanzwissenschafter war SP-Abgeordneter und WU-Vizerektor. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe,25.5.2007)