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Bis 1994 waren seine Karibik-Geschäfte äußerst erfolgreich, erzählte Wolfgang Flöttl am Freitag vor dem Banken-U-Ausschuss.

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"Ich bin dem Druck von Helmut Elsner unterlegen", sagte Investmentbanker Wolfgang Flöttl im Banken-Ausschuss zur Zahlung eines Berater-Honorars an Altbundeskanzler Franz Vranitzky. Auch die Karibik-Geschäfte seien auf Elsners Druck wieder aufgenommen worden.

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Wien – Der Investmentbanker und Mitangeklagte im Bawag-Prozess, Wolfgang Flöttl, wurde am Freitag im Banken-Ausschuss zu den Karibik-Geschäften befragt, die er für die Bawag abgewickelt hat und die letztendlich ein Existenz bedrohendes Loch in die Bank-Kasse gerissen haben. Laut Flöttl sind aus jenen Geschäften, die unter "Karibik 1" zusammengefasst werden, Gewinne von rund vier Milliarden Schilling entstanden.

Aufgrund des großen Medienrummels – Flöttls Vater Walter war zum damaligen Zeitpunkt Bawag-Generaldirektor und damit Geschäftspartner seines Sohnes – wurden die Geschäfte 1994 "vollkommen abgestellt". Ein Jahr später habe dann der amtierende Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner darauf bestanden, diese Geschäfte wieder aufzunehmen. "Die Bank brauchte Gewinne, um billige Kredite zu finanzieren, die Bawag selbst hatte ja kein großes Geschäft", sagte Flöttl, der laut eigenen Angaben gezögert habe, ehe 1995 die "Karibik-2-Geschäfte" gestartet wurden.

Russland-Krise

Nach 1998 habe es große Bemühungen gegeben, die Verluste, die durch die Russland-Krise und den damit verbundenen Absturz der russischen Währung entstanden sind, wettzumachen. Flöttl selbst habe dabei 135 Millionen Dollar (100 Millionen Euro) verloren. "Ich habe als Ausgleich Liegenschaften an die Bawag übertragen, meine Kunstsammlung ist mir abgenötigt worden", sagte Flöttl.

Dass er mittellos war, bestätigte Flöttl nicht. "Ich habe nie gesagt, völlig mittellos zu sein. Ich habe gesagt, dass ich einen großen Teil meines Vermögens verloren habe." Zur Zahlung von rund 70.000 Euro an Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky hielt Flöttl fest, dass Elsner 1998 mit der Idee, Vranitzky als Berater zu engagieren, an ihn herangetreten sei. "Ich habe Elsner gesagt, dass wir Vranitzkys Dienste nicht brauchen."

Elsner habe daraufhin großen Druck auf Flöttl ausgeübt, den Alt-Bundeskanzler zu engagieren. Eine Beratung über die Euro-Einführung durch Vranitzky habe es laut Flöttl nicht gegeben: "Warum ich das Geld überweisen sollte, war mir nie klar, ich bin dem Druck von Elsner unterlegen."

"Wirtschaftlich abhängig" von Elsner

Angaben zu dem von Elsner ausgeübten Druck, "der ein ganz besonderer war", machte Flöttl nicht, da dies Inhalt des Strafverfahrens sei. Nur so viel: "Ich war damals einer wirtschaftlichen Abhängigkeit von Elsner ausgesetzt."

Elsner sagte dem Ausschuss bereits am Mittwoch, er hatte mit der Zahlung an Vranitzky nichts zu tun und davon erst 2006 aus den Medien erfahren.

Den Vorwurf der Parteienfinanzierung wehrte Flöttl ab: "Ich habe nie Geld an ein Konto überwiesen, auf dem SPÖ gestanden ist." Die Anweisungen, wohin Gelder fließen sollten, habe er vom damaligen Bawag-Vorstand Peter Nakowitz erhalten.

Verluste bekannt

Von den Verlusten der Bawag musste der gesamte Bank-Vorstand gewusst haben, "weil ich mit allen gesprochen habe", sagte Flöttl. Auch der Präsident des Bawag-Aufsichtsrats, Ex-ÖGB-Finanzchef Günter Weninger, habe wohl von den Verlusten gewusst, weil er sich die von Flöttl an die Bawag übertragenen 70 bis 80 Bilder in Zürich angeschaut habe, so Flöttl. Ex-ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch habe er nicht gesehen.

Ob Elsner wegen des kritischen Prüfberichts zur Bawag bei der damaligen Notenbank-Gouverneurin, Gertrude Tumpel-Gugerell, interveniert habe, konnte Flöttl nicht sagen. "Meine Einschätzung ist, dass Elsner führende Vertreter der Wirtschaft und der Politik jederzeit sehen konnte."

Unklar ist, wie es im Ausschuss weitergeht. Im Mai steht noch ein Termin an, die Ladungsliste ist aber noch lang. Ob es Termine im Juni geben wird, ist derzeit offen. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27./28.5.2007)