Frankfurt - Durch die Entscheidung, ihre Bahntechnik-Sparte Adtranz zu verkaufen, wird DaimlerChrysler im Grunde wieder ein reinrassiger Autohersteller. Als Firmenchef Jürgen E. Schrempp 1995 den Vorstandsvorsitz der damaligen Daimler-Benz AG übernahm, stammte noch etwa ein Viertel des Konzernumsatzes aus Bereichen, die nichts mit dem Autogeschäft und angrenzenden Dienstleistungen zu tun hatten. Der Adtranz-Verkauf ist der vorläufig letzte Schritt in der Strategie Schrempps, den mittlerweile mit Chrysler fusionierten Konzern auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Nachfolgend sind die wichtigsten Schritte davon skizziert: - 24. Mai 1995: Schrempp löst Edzard Reuter in der Position des Vorstandsvorsitzenden der Daimler-Benz AG ab. Wenige Wochen später kündigt er eine massive Umstrukturierung an, die in der Auflösung der Elektro-Tochter AEG und dem Ausstieg beim niederländischen Flugzeugbauer Fokker mündet. Für 1995 weist Daimler einen Rekordverlust von 5,7 Mrd. DM (2,91 Mrd. Euro/40,1 Mrd. S) aus. - 23. Jänner 1997: Der Daimler-Aufsichtsrat beschließt die Verschmelzung der Autotochter Mercedes-Benz AG mit dem Mutterkonzern, das Autogeschäft wird wie in früheren Zeiten wieder direkt vom Konzern gesteuert, Mercedes-Chef Helmut Werner scheidet aus. Die Zahl der Geschäftsfelder der Daimler-Benz AG hat sich seit Mai 1995 von 35 auf nun 23 reduziert. Für 1996 weist Daimler wieder einen Gewinn von 2,8 Mrd. DM aus. - Jänner 1998: Schrempp fragt Chrysler-Chef Robert Eaton, ob er sich einen Zusammenschluss ihrer Unternehmen vorstellen könnte. Im Mai geben die Konzerne ihre Fusion bekannt, im November ist sie vollzogen. Es entsteht der, gemessen am Umsatz, drittgrößte Autokonzern der Welt. - 1999: DaimlerChrysler verzichtet nach langen Verhandlungen auf einen Einstieg beim japanischen Autohersteller Nissan und dessen Nutzfahrzeugtochter Nissan Diesel. Im selben Jahr verkauft der Konzern die mehrheitlich zur Dienstleistungstochter Debis gehörende Telefongesellschaft Debitel und vereinbart für die Luft- und Raumfahrttochter Dasa eine Fusion mit der französischen Aerospatiale Matra. An dem daraus entstehenden EADS-Konzern, in den auch die spanische Casa eingeht, hält DaimlerChrysler heute etwa 30 Prozent der Anteile. - 27. März 2000: Schrempp kündigt die Übernahme von 34 Prozent der Anteile des viertgrößten japanischen Autoherstellers Mitsubishi Motors an. Zugleich gibt DaimlerChrysler die unternehmerische Führung bei seinem EDV-Dienstleister Debis Systemhaus an die Deutsche Telekom ab. Wenige Wochen später vereinbart DaimlerChrysler auch mit dem führenden koreanischen Hersteller Hyundai Motor eine Allianz. Damit kommt Schrempp seinem Ziel näher, mittelfristig etwa ein Viertel des Konzernumsatzes in Asien zu erzielen. - 4. August 2000: DaimlerChrysler gibt den Verkauf der Bahntechnik-Aktivitäten seiner Tochter Adtranz an den kanadischen Bombardier-Konzern bekannt. Bombardier bezahlt dafür 790 Mill. Euro (10,87 Mrd. S). Adtranz hatte in den vergangenen Jahren ständig Verluste erwirtschaftet, im zweiten Quartal 2000 aber ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. Analysten hatten den Verkauf des Unternehmens bereits seit längerem erwartet. DaimlerChrysler erwirtschaftet nun nahezu seinen kompletten Umsatz im Autogeschäft und angrenzenden Diensten.(APA/Reuters)