Am Wahlabend sind in der ÖH-Zentrale nicht nur viel Sekt und Bier, sondern auch die eine oder andere Träne geflossen: "Ich habe geweint, meine AG-Kollegen haben geweint, meine Eltern haben geweint - es waren aber ausschließlich Freudentränen."
Die Eltern weinten via Telefon mit - sie wohnen im steirischen Fürstenfeld, wo Sa-mir gemeinsam mit vier Geschwistern aufwuchs. Die gebürtigen Syrer leben schon seit Jahrzehnten in Österreich, wo der Vater auch Medizin studiert hat. Samir ist zweisprachig aufgewachsen und fühlt sich "durch und durch als Österreicher, aber ich bin froh, dass ich eine andere Kultur kennen lernen konnte".
Seine Erziehung war "eher unpolitisch", und auch zur AG kam der 23-jährige Jus-Student nicht wegen seiner politischen Überzeugungen: ",Ideen über Ideologien' war immer schon mein Motto." Al-Mobayyed ist über die Fakultätsvertretung am Juridicum in die AG reingerutscht. "Dort wurde ich so gut betreut, dass ich mir dachte, das möchte ich auch anderen Kollegen weitergeben."
Sollte Al-Mobayyed tatsächlich ÖH-Vorsitzender werden, dann wird er in Zukunft häufiger mit einem zu tun haben, der ihm am Wahlabend zumindest schon einmal die Hand geschüttelt hat: Bei ÖVP-Wissenschaftsminister Johannes Hahn ortet er "Gesprächsbereitschaft". Seine private politische Einstellung - die er freilich nicht verraten will - soll bei dieser Zusammenarbeit keine Rolle spielen. Denn: "In gewisser Weise ist die ÖH ja auf den Wissenschaftsminister angewiesen, wir werden daher sicher kompromissbereit sein."
Das sind neue Töne nach sechs Jahren voller Scharmützel zwischen der rot-grünen ÖH und dem schwarzen Wissenschaftsministerium. Überhaupt gibt es ein paar unter Rot-Grün lieb gewonnene Dinge, mit denen Al-Mobayyed nichts anfangen kann: Gender-Wording zum Beispiel. "Ich mag nicht ständig Studentinnen und Studenten sagen. Für mich sind das Studierende."