Zwanzig Hektar in Brand sind dem Bogen-Parcours mit seinen 42 Stationen gewidmet.

Foto: Alpenregion Bludenz
Vorarlberg liegt für die meisten Österreicher hinterm Arlberg. Nur für die Vorarlberger selbst und Reisende, die sich aus Deutschland, der Schweiz oder Liechtenstein nähern besteht kein Zweifel: Der romantisch-schöne Flecken Land liegt vor, nicht hinterm Arlberg. Alles eine Frage des Standorts, wie man sieht.

Wenn jemand daherkäme und sagte, Bogenschießen sei eine Vorarlberger Spezialität ähnlich den Spätzle, die das Aushängeschild der Vorarlberger Küche sind, man könnte nicht anders als zustimmen. In den vergangenen Jahren sind eine Reihe von Parcours angelegt worden, in denen Bogen-Aficionados ihre Leidenschaft ausleben können.

Einen besonders schönen gibt es in Brand, einer 720-Seelen-Gemeinde am Ende des Brandnertals, das sich von dem auf 600 Meter Seehöhe gelegenen Bludenz auf über 1000 Meter hinaufzieht. Eine klassische Sommerfrische, wo man vor der Hitze der heißen Monate gut geschützt ist. Dahinter ragen die fast 3000 Meter hohen Spitzen des Rätikon auf, die die Grenze zur Schweiz markieren, in alten Zeiten eine Schmugglerroute.

Seit 13 Jahren streift Christian Beck mit Pfeil und Boden durch die Gegend. Damals entdeckte der Juniorchef des Sporthotels Beck in Brand seine Liebe zu diesem Sport.

"Ich habe das zufällig gesehen, probiert und war sofort Feuer und Flamme", erzählt Beck dem Standard. Inzwischen hat Beck, der zuvor 15 Jahre lang den Kochlöffel im elterlichen und mehreren anderen Betrieben geschwungen hat, etliche Auszeichnungen eingeheimst, darunter den österreichischen Meistertitel. Nun gibt er sein Wissen mit Vorliebe an Kinder weiter: "Weil die mit richtiger Begeisterung bei der Sache sind." Er ist mitverantwortlich, dass Bogenschießen so populär geworden ist in Vorarlberg.


Ein weiter Bogen

"Treffen ist nicht alles", sagt Beck, den die Kinder Christian rufen. Neben dem technischen Aspekt gebe es auch eine seelisch-geistige Dimension beim Bogenschießen. Und handwerkliches Können sowie Kreativität seien gefragt, etwa beim "Schnitzen" der Pfeile. Gesagt, getan. Christian macht sich ans Werk. Er bevorzugt "Rohlinge" aus Fichte oder Zeder. An einem Ende werden Metallspitzen befestigt, auf das andere kommt ein Plastikteil mit Kerbung und natürlich Federn - normalerweise drei. Sie sollen den Pfeil während des Flugs stabilisieren. Der Materialwert des Ganzen: 4,20 bis 4,60 Euro. Im Geschäft kostet ein fertiger Pfeil das Zwei- bis Dreifache.

Die Kinder, die bisher unter Anleitung von Christian eifrig Pfeile bemalt und Federnkämme angeklebt haben, wollen ihre handgefertigten Kunstwerke nun endlich selbst in die Zielscheibe befördern.

"Den Pfeil mit dem unteren Teil auf den Bogen legen und mit der linken Hand halten", sagt Christian. "Mit der rechten Hand Sehne und Pfeil an der Nase vorbei bis zum rechten Ohr ziehen, zielen, auslassen, aus." "Schon aus?", fragen die Kinder. Christian: "Nein, jetzt geht's auf den Parcours." Wo gleich zu Beginn ein Plastik-Bison erlegt werden muss. (Günther Strobl/Der Standard/Printausgabe/26./27./28.5.2007)