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Luca di Montezemolo ist Präsident von Ferrari, Fiat und des italienischen Industriellenverbands. An der Politik lässt er kein gutes Haar. Sie sei unfähig zu Reformen.

Foto: Reuters/Wiegmann
"Italiens Politiker sind nicht fähig, den nötigen Wechsel durchzuführen und bremsen mit ihrem aufgeblähten Apparat und der zersplitterten Parteienlandschaft den Wirtschaftsaufschwung." Ungewöhnlich scharf ging der Präsident des Industriellenverbandes Confindustria, Luca di Montezemolo, bei der Jahresversammlung mit dem politischen Establishment um. Das ist einer der Gründe, warum Regierungschef Romano Prodi vermutet, dass Montezemolo in die Politik einsteigen will.

"Italiens Politiker sind unfähig für Reformen. Die aktuelle wirtschaftliche Erholung ist einzig auf die allgemeine Konjunkturbelebung in Europa und die Umstrukturierung der Industrieunternehmen zurückzuführen", wetterte der Präsident. Die Mitte-links-Regierung habe keinen Verdienst an der neuerlichen Belebung.

Höheres Wachstum als erwartet

Montezemolo - er ist auch Präsident von Ferrari und Fiat - verwies darauf, dass der politische Apparat in Italien Unsummen an Geld verschlinge und wesentlich ineffizienter sei als etwa jener in Deutschland und Spanien. "Der Staat ist wie ein altes, schwerfälliges Auto, das kaum in Bewegung gebracht werden kann und mehr Sprit verbraucht als andere Fahrzeuge", beschrieb er den Staatsapparat.

Tatsache ist, dass Italiens Wirtschaft heuer mit einer nach oben revidierten Wachstumsquote von 1,9 Prozent schneller wächst als erwartet. Trotzdem hinkt die Dynamik dem durchschnittlichen EU-Wachstum hinterher. Impulse kommen von den Exporten.

Erfolgsbeispiel Fiat

Italiens Firmen haben sich restrukturiert und an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen - etwa im Modebereich, aber auch im Maschinen- und Autosektor. Als Erfolgsbeispiel italienischer Sanierungskunst gilt Fiat. Der vor drei Jahren totgesagte Autoriese aus Turin wächst jetzt schneller als seine Konkurrenz, erhöhte den Marktanteil in Europa innerhalb eines Jahres von sechs auf acht Prozent und verdreifachte die Marktkapitalisierung.

Die Politik habe an der Restrukturierung in der Industrie, an der Belebung der Wirtschaft keinerlei Verdienste sagte der Unternehmer-Fachverbandspräsident. Im Gegenteil. Die Staatsverwaltung sei nicht nach Leistungsprinzipien ausgerichtet, die hohen politischen Gehälter und die Unfähigkeit, strukturelle Reformen durchzuführen, bremsten die Wirtschaft. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.5.2007)