Bild nicht mehr verfügbar.

Die fast fertig resteurierte Fassade im venezianischen Stil, des Cafe Dogenhof in der Praterstrasse.

Foto: APA/ALINA PARIGGER
Venezianischer Kulissenzauber in Hochglanz: Nach jahrelangen Restaurierungsarbeiten zeigt der Dogenhof in der Wiener Praterstraße wieder seine einstige Pracht - als getreue Kopie eines venezianischen Palazzo. Unklar ist allerdings noch die Zukunft der bei den Arbeiten entdeckten alten Kaffeehaus-Räumlichkeiten im Erdgeschoß, die über eine elegante Stuckausstattung verfügen.

Die Arbeiten gestalteten sich bisher äußerst kompliziert. "Dieser Bau ist von Anfang bis Ende problematisch gewesen", klagte Bauanalytiker Gerhard Seebach im APA-Gespräch. Der Dogenhof ist wie eine Kulisse gebaut: An die Fassade wurden einfache Zementgüsse gehängt, die sich zuletzt locker und brüchig zeigten. Hinzu kamen unsachgemäße Renovierungen in den dreißiger Jahren.

"Die Konstruktion ist unter jeglicher Kritik", so Seebach. Zwar sei der 1902 von Architekt Karl Caufal errichtete Dogenhof einer der ersten Betonbauten Wiens gewesen - angesichts der technischen Ausführung des Baus sei es aber vielleicht besser, dass von Caufal nur drei Bauten in Wien erhalten geblieben seien.

Bei den Restaurierungsarbeiten musste nun die Hälfte des Maßwerks neu gegossen werden. Neben der technischen Schwierigkeiten verzögerte auch der Konkurs des Restaurators die Arbeiten. Zumindest außen sind diese nun aber weitgehend fertig gestellt und die Gerüste abgebaut.

Noch nicht entschieden wurde hingegen über den Umgang mit der überraschenden Entdeckung der Restaurateure, dass das heute noch existierende kleine Cafe Dogenhof ursprünglich mehr als doppelt so groß war. 1968 wurde das klassische Wiener Kaffeehaus geteilt und die größere, beinahe 30 Meter lange Hälfte an Geschäfte vermietet.

Bei der Restaurierung kamen die unter Farbschichten liegenden, vergoldeten Verzierungen nun wieder zum Vorschein. Zwar stehe die Finanzierung noch aus, eine Wiedervereinigung der beiden Kaffeehaushälften sei aber denkbar, prognostizierte Seebach. Im bestehenden Cafe Dogenhof zeigt man sich auf Anfrage allerdings wenig begeistert von den Fusionsplänen. Die Zeit der klassischen Groß-Kaffeehäuser sei vorbei, meinte die Betreiberin.

Die oberen Stockwerke des Dogenhofs - eigentlich als Hotel konzipiert - fungierten von Beginn an als Wohnhaus. Nach dem Ersten Weltkrieg diente der Bau zeitweilig als Offiziersquartier, wobei das Kaffeehaus zum Pferdestall umfunktioniert wurde.

Mit seiner Fassade imitiert der Dogenhof trotz seines Namens übrigens nicht den venezianischen Dogenpalast, sondern die "Ca' d'Oro" am Canale Grande. Die Idee, ein ganzes Gebäude nachbauen zu lassen, rührt aus der Italienbegeisterung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Diese wurde befeuert durch den 1895 in unmittelbarer Nähe errichteten Vergnügungspark "Venedig in Wien", bei dem ebenfalls Palazzi nachgebaut wurden. (Schluss) maf/mac/km

{0385E6F3-1635-4DE9-B3E9-93E197452255}