Am Dienstag Vormittag wurde am Wiener Landesgericht für Strafsachen eine nicht alltägliche Verhandlung eröffnet. In dem Verfahren, das bereits vor sieben Jahren eröffnet wurde, geht es um das mutmaßliche Terrorvermögen der Abu-Nidal-Gruppe (ANO), die u.a. verantwortlich zeichnet für das Attentat auf die Synagoge in der Seitenstettengasse und auf den Wiener Stadtrat Heinz Nittl im Jahr 1981.

Die konkrete Summe: 6,83 Millionen Euro, liegt auf einem verdächtigen Wiener Konto und ist seit dem Jahr 2000 eingefroren. Damals wurde wie berichtet Halimeh A., die Ehefrau des mutmaßlichen Finanzchefs der Abu-Nidal-Gruppe, wegen Verdachts der Geldwäsche festgenommen, als sie versuchte, vom Konto Geld zu beheben. Der Prozess soll klären, ob es sich tatsächlich um Terrogeld handelt. Ist dies der Fall, zieht der Staat das Geld ein und es wird für verfallen erklärt.

Verletzte mit Ansprüchen

Genau das wollen die VerteidigerInnen zweier Verletzter aus dem Anschlag auf die Synagoge erreichen, denn nur dann besteht für ihre Mandanten eine Chance auf Schmerzengeld als Ausgleich für die jahrelang erlittenen Schmerzen und Langzeitfolgen. "Wenn das Geld nicht für verfallen erklärt wird, dann steht es wieder für terroristische Zwecke zur Verfügung", befürchtet eine Rechtsvertreterin eines der Opfer.

Die Thematik dürfte auch vom Richter als höchst brisant eingestuft werden. Der Prozess begann am Dienstag gleich mit einer Ausladung der anwesenden Journalisten. Sie wurden gebeten, den Gerichtssaal und die eigentlich als öffentliche angesetzte Verhandlung zu verlassen. Für den Termin hatte Rechtsanwalt Farid Rifaat, der die Interessen von Halimeh A. vertritt, den umstrittene deutschen Autor und ehemaligen Journalisten Wilhelm Dietl geladen. Er gilt als "Kenner" der islamistischen Terrorszene und soll vermutlich ausführen, dass es sich bei den auf dem Konto befindlichen Geldern nicht um Terrorvermögen handelt.

Vermögen der ANO

Die Abu-Nidal-Gruppe, sollte sie tatsächlich noch existieren, dürfte auf die 6,83 Millionen Euro aber nicht unbedingt angewiesen sein. Die ANO soll nach Informationen des französischen Geheimdienstes unter anderem mehrere arabische Golfstaaten erpresst haben, die gegen hohe Geldsummen von Anschlägen verschont wurden. Außerdem dürfte die ANO Wirtschaftsunternehmen in verschiedenen Ländern unterhalten.

Die Staatsanwaltschaft will auf alle Fälle noch "Experten" der Gegenseite anhören und hat einen Beweisantrag gestellt, weitere Auskunftspersonen wurden beantragt. Somit ist der Prozess auf unbestimmte Zeit vertagt. (mhe/derStandard.at, 29.5.2007)