Berlin - Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) plant neue Einschnitte in der BeamtInnenbesoldung. Verheirateten-Zuschläge für neu eingestellte BeamtInnen sollten gestrichen werden, erklärte das Ministerium am Freitag in Berlin. Dafür sollten die Zuschläge für kinderreiche Familien angehoben werden. Heftiger Protest kam von Berufsverbänden und Gewerkschaften, die der Regierung unsoziales Verhalten vorwarfen. Schily versuche, die öffentlichen Haushalte auf Kosten der BeamtInnen zu sanieren, erklärte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Das Ministerium erklärte, BeamtInnen, die derzeit den Verheirateten-Zuschlag von rund 180 Mark im Monat erhielten, sollten den Bonus auch nach Einführung der Neuregelung weiter erhalten. Neue Beamte oder Beamtinnen, die erst in Zukunft heirateten, sollten den Ehe-Zuschlag aber nicht bekommen. Meiste Frauen inzwischen selbst berufstätig Steigen sollen dem Ministerium zufolge die Zuschläge für Familien mit mehr als zwei Kindern, wie es das Bundesverfassungsgericht gefordert hatte. Diese Zuschläge sollten für das dritte und vierte Kind von 200 auf 413 Mark im Monat angehoben werden. Innenstaatssekretärin Brigitte Zypries erklärte, die Förderung von Verheirateten ohne Kinder sei überholt, da die meisten Frauen inzwischen selbst berufstätig seien. Der DGB kritisierte, Schily wolle die BeamtInnen zur "Sparkasse der Nation" machen. Für untere Besoldungsgruppen könnten sich aus dem Vorhaben Einkommenseinbußen von bis zu sechs Prozent ergeben. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport, Verkehr (ÖTV) sprach von einseitigen Sparmaßnahmen. Die höheren Familienzuschläge würden den BeamtInnen durch Streichung des Ehe-Bonus' wieder aus der Tasche gezogen. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) erklärte, Schily entwickle sich zur "Speerspitze der Beamtenfeinde" und zum "obersten Motivationskiller der Polizei". (Reuters)