München - Ehemalige Mitarbeiter des Pleite gegangenen Handyherstellers BenQ Mobile sollen 5,2 Mio. Euro an Prämien und Sonderleistungen zurückzahlen. Eine Sprecherin von Insolvenzverwalter Martin Prager erklärte am Dienstag, zwei Tage vor dem Insolvenzantrag im September 2006 habe das Management an 170 Führungskräfte und Vertriebsmitarbeiter noch rasch Summen zwischen 5.000 und 200.000 Euro ausbezahlt. "Das Gesetz verlangt, dass kein Gläubiger bevorteilt wird", sagte Prager der "Süddeutschen Zeitung". Deshalb sei er verpflichtet, die Prämien zurückzufordern.
Am härtesten treffe es 22 Vertriebsmitarbeiter, die verfrüht ihre Jahresboni und Leistungsprämien von bis zu 65.000 Euro ausbezahlt bekamen - das entspricht bei den meisten einem Jahresgehalt. Diese Zahlungen will Prager auf jeden Fall zurückverlangen. An 139 Mitarbeiter der mittleren und höheren Führungsebene in München, Kamp Lintfort und im Ausland habe BenQ Mobile noch Bleibeprämien ausgezahlt, die 2005 vom Mutterkonzern BenQ in Taiwan vereinbart worden waren. Sie hätten diese Zahlungen in Kenntnis der bevorstehenden Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens erhalten, erklärte Prager.
Musterprozess
Von den Managern, die bis zu 200.000 Euro Bleibeprämie kassierten, werde er das Geld zurückfordern. Hier werde es wohl auch einen Musterprozess geben. Die Zahlungen an das mittlere Führungspersonal werde er prüfen und "eventuell anfechten" müssen. Wahrscheinlich Glück hätten 10 weitere Mitarbeiter, die noch mit Siemens Prämien vereinbart hätten, denn im Gegensatz zu BenQ in Taiwan werde der Münchner Konzern diese Zahlung wahrscheinlich übernehmen.
Die Geldforderung an die Mitarbeiter, die bereits ihren Job verloren haben, "gehört sicher nicht zu den angenehmen Seiten der Insolvenzverwaltung. Die Mitarbeiter sind ja an der Situation völlig schuldlos". erklärte Prager. Wirklich bitter sei sie im Fall der 22 Vertriebsmitarbeiter mit Jahreseinkommen zwischen 50.000 und 75.000 Euro. Aber das Gesetz lasse ihm keine Wahl: Das Insolvenzrecht verlange die Gleichstellung aller 3.000 ehemaligen Mitarbeiter und anderen Gläubiger. So seien 116 Mitarbeiter, mit denen noch im August und September Aufhebungsverträge und entsprechende Abfindungen vereinbart wurden, leer ausgegangen. (APA/AP)