Niamey - Im westafrikanischen Niger ist Zeitungsberichten zufolge ein 23 Tage altes Mädchen nach einer Genitalverstümmelung verblutet. Wie die amtliche Wochenzeitung "Sahel Dimanche" am Freitag berichtete, starb der Säugling am 23. Juli in einem Dorf nahe der Stadt Magaria. Dem Mädchen sei von einem Heiler auf Wunsch der Eltern die Klitoris und Teile der Vagina entfernt worden. Die Genitalverstümmelung gilt in Niger nicht als Verbrechen. Ein entsprechendes Gesetz ist geplant. Die Genitalverstümmelung wird in Teilen Afrikas und Arabiens an Mädchen und jungen Frauen praktiziert. Bei dem Eingriff werden ihnen traditionell von einer Beschneiderin mit Rasierklingen, Messern oder Glasscherben die Schamlippen abgeschnitten und die Klitoris ganz oder teilweise entfernt. Anschließend wird die Scheide bis auf eine fingernagel- bis reiskorngroße Öffnung vernäht. Neben der massiven Beeinträchtigung der sexuellen Empfindungsfähigkeit leiden viele Frauen anschließend an Problemen beim Wasserlassen und bei der Menstruation. Nach Angaben der Internationalen Aktion gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen (Intact) kommen bei dem Eingriff zwischen fünf und zehn Prozent aller Mädchen ums Leben, insgesamt etwa 100.000 bis 200.000 pro Jahr. Die Intact- Vorsitzende Christa Müller sagte Anfang Juli, in Deutschland lebten etwa 20.000 Frauen aus afrikanischen und arabischen Ländern, die auf diese Weise verstümmelt worden seien. Etwa 5000 Mädchen und jungen Frauen drohe der Eingriff. Obwohl die Genitalverstümmelung in Deutschland als Körperverletzung geahndet werde, fänden sich immer wieder ÄrztInnen oder Verwandte aus den entsprechenden Ländern dazu bereit. (Reuters)