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Ivanschitz hat auf der "West" nicht mehr viele Freunde.

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Falsches Match: Rapid-Präsident Edlinger kam in der Vereins-Panier.

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Wien – Beim freundschaftlichen Fußball-Länderspiel Österreich – Schottland am Mittwoch im Hanappi-Stadion von Rekordmeister Rapid Wien ist es zu einem kuriosen österreich-internen Fanduell und teilweise unschönen Szenen auf den Rängen gekommen. Zum "Streitobjekt" avancierte ÖFB-Teamkapitän und Ex-Rapidler Andreas Ivanschitz (23), der vom harten Kern der Rapid-Fans auf der West-Tribüne gnadenlos ausgepfiffen und heftigst beleidigt wurde.

Der Rest der 13.200 Fans stellte sich hingegen hinter den Burgenländer, von einer geschlossenen Unterstützung für die Truppe von Josef Hickersberger war also nichts zu bemerken. Eine Fortsetzung des Szenarios droht bereits am Samstag, denn auch der EM-Test gegen Paraguay findet im Hanappi-Stadion statt.

"@ ÖFB: Im Hanappi nur Rapid!"

Der Rapid-Anhang platzierte sich wie gewohnt auf der Westtribüne und machte via Plakat klar, was man von Länderspielen im "St. Hanappi" hält: "@ ÖFB: Im Hanappi nur Rapid!". Wie der harte Kern der grün-weißen Fans dann mit dem zu Salzburg und danach zu Panathinaikos abgewanderten Ex-Rapidler und ÖFB-Captain Ivanschitz umsprang, war deutlich unter der Gürtellinie und hatte rund ein Jahr vor Beginn der Heim-EM nichts mit "EUROphorie" zu tun.

Genauso wenig das Plakat, das auf der Westtribüne nach der Pause gehisst wurde: "Kommerz und Repression für ein Event, das uns nicht interessiert und bei dem Österreich jedes Spiel verliert." Als Ivanschitz dann einen Corner vor der "West" trat, stürmten dutzende Fans erbost in Richtung Corner-Fahne, sie und geworfene Gegenstände wurden jedoch durch den Zaun und ein Sicherheitsnetz gestoppt.

Pfiffe bei jeder Ballberührung

Jede Ballberührung von Ivanschitz wurde mit einem gellenden Pfeifkonzert bedacht, zudem wurde der 23-jährige Griechenland-Legionär mit verbalen Hasstiraden zugedeckt. Der Rest des Stadions versuchte Ivanschitz zu unterstützen, die Folge war daher anstelle einer geschlossenen ÖFB-Unterstützung das höchst kuriose faninterne Duell auf den Rängen. Ivanschitz war bis Jänner 2006 Rapid-Spieler, 2003 Österreichs Fußballer des Jahres und 2005 einer der wichtigsten Bestandteile der Rapid-Meistertruppe. Sein Transfer Anfang 2006 zu Liga-Konkurrent Salzburg hatte bereits damals für heftige Wellen gesorgt, der Unmut einiger Rapid-Fans scheint sich nach wie vor bei weitem nicht gelegt zu haben. Seit August 2006 spielt Ivanschitz für Panathinaikos. Ex-Teamchef Hans Krankl hatte Ivanschitz im Oktober 2003 mit 19 Jahren und 361 Tagen zum jüngsten ÖFB-Nationalteamkapitän der Geschichte gemacht.

Bundespräsident fordert Fairness

Trainer Hickersberger meinte nach dem Spiel empört: "Es war beschämend, dass so etwas im internationalen Fußball passiert ist. Dass der Kapitän der Nationalmannschaft von den eigenen Fans nicht nur beschimpft, sondern auch bespuckt wird. Und dass seine Mutter diskreditiert wird. Das tut mir persönlich weh. In solchen Augenblicken bereue ich es, Rapid-Trainer gewesen zu sein. Ivanschitz hatte in der zweiten Hälfte körperliche Probleme, ich wollte ihn aber bewusst nicht auswechseln, weil das ein Sieg für diese Idioten gewesen wäre."

ÖFB-Präsident Friedrich Stickler war nach dem Spiel über die Anfeindungen schockiert: "Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Manchmal geniere ich mich, ein Österreicher zu sein."

Selbst Bundespräsident Heinz Fischer meldete sich zu Wort: "Es hat mir wehgetan, wie man den Ivanschitz behandelt. Das ist nicht gut, das ist nicht fair."

Am gelassensten reagierte noch der Betroffene selbst. "Ich habe es einfach ignoriert. Die übrigen Fans haben mir applaudiert und sind hinter Österreich gestanden", sagte Ivanschitz.

Schlechter Boden für das Team

Erstmals seit dem 0:1 gegen Norwegen im November 2002, dem Abschiedsspiel von Rekordteamspieler Andreas Herzog, fand wieder ein Ländermatch im Hanappi-Stadion statt. Die Zuschauerzahl kam nicht an den Schnitt bei Rapid-Heimspielen der abgelaufenen Saison (mehr als 15.000) heran, von einem ausverkauften Haus war man bei 13.200 Fans weit entfernt.(APA)