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Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie)stellte das erste Arzneimittel zur Krebsbehandlung aus der Mistel her

Foto: APA/dpa/Ferdinand Ostrop

Wien – Neben Strahlen- und Chemotherapie erhalten immer mehr Patienten ergänzende komplementärmedizinische Behandlungen. Eine wichtige Rolle kommt hierbei der Misteltherapie zu.

Anregung von Selbstheilungsprozessen

Eine Therapie mit Mistelpräparaten bedeutet für Patienten eine nachweisliche Verbesserung der Lebensqualität. Leo Auerbach, Leiter der Ambulanz für komplementäre Medizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde im AKH Wien: "KrebspatientInnen suchen zunehmend nach Methoden, die einerseits durch Anregung von Selbstheilungsprozessen die Heilungschancen verbessern und andererseits ein lebenswertes Leben mit der Krankheit ermöglichen. Mistelpräparate gehören zu den am häufigsten verschriebenen komplementären Therapien. Vor allem kann die Mistel bei den meisten Tumoren eingesetzt werden."

Heilpflanze der Antike

Schon in der Antike und im Mittelalter wurde die Mistel als Heilpflanze verwendet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen erste chemische Untersuchungen der Mistelinhaltsstoffe. Die Mistel ist ein immergrüner Halbschmarotzer und nistet sich auf verschiedenen Bäumen ein. Mistelextrakte unterscheiden sich daher – je nach Wirtsbaum (wie Apfel, Tanne, Kiefer) – in Inhaltsstoffen und Indikationen.

Lektine und Viscotoxine

1917 stellte Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie) ein erstes Arzneimittel aus der Mistel her – zur Behandlung von Krebs! Seit damals wurde die Misteltherapie kontinuierlich weiterentwickelt und wissenschaftlich erforscht. Allgemeinmediziner Dr. Christian Plaue: "Die Mistel ist eine der am besten untersuchten Heilpflanzen und hat ein breites Spektrum an Inhaltsstoffen. Die wichtigsten sind dabei die Lektine, die die körpereigene Immunabwehr anregen und die Viscotoxine, die auf Krebszellen zytotoxisch wirken."

Mistelpräparate in der Chemotherapie

Mistelpräparate (wie zum Beispiel Helixor) werden entweder während einer Chemo- oder Strahlentherapie verabreicht, um die Nebenwirkungen möglichst gering zu halten oder in den Behandlungspausen, um die Phasen der Regeneration zu unterstützen.

Subkutane Injektionen

Dabei werden zwei- bis dreimal wöchentlich subkutane Injektionen verabreicht, entweder vom Arzt oder vom Patienten selber. Bei Patienten, die eine Misteltherapie erhalten, kommt es zu einer Besserung des Allgemeinzustandes und damit zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität. Sie entwickeln wieder Appetit und können besser schlafen. Zahlreiche Gründe, die dafür sprechen, dass immer mehr Ärzte Mistelpräparate verordnen. Seit 2006 wird die Tehrapie im Rahmen einer onkologischen Basistherapie von den Krankenkassen bewilligt.