Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv
Der börsenotierte steirische Computerspieleproduzent JoWooD will in Übersee wachsen. Nach der mit Jänner abgeschlossenen Übernahme des kanadischen Computerspiele-Verlages Dreamcatcher sollen heuer schon 40 Prozent des Umsatzes aus den USA kommen. Im zweiten Halbjahr werde Dreamcatcher bereits für zwei Drittel des Gruppen-Umsatzes verantwortlich sein, sagte JoWooD-Chef Albert Seidl am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Bis Jahresende will JoWooD seine Wachstumsraten aus dem ersten Quartal noch weiter steigern.

"Wir sind hier eher auf der sicheren Seite"

Im ersten Quartal 2007 seien die Umsätze um 21 Prozent auf 6,2 Mio. Euro gestiegen, teilte das Unternehmen in der Früh mit. Das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich nach Restrukturierung um 46 Prozent auf 1,15 Mio. Euro, das Konzernergebnis um 4 Prozent auf rund 750.000 Euro. "Für das Gesamtjahr sehen wir hier noch einiges an Upside-Potenzial", sagte Seidl. Anders als im Vorjahr werde das erste Quartal heuer nicht das stärkste sein. Risiko sei der schwache Dollar-Kurs. Seine jetzigen Prognosen habe JoWood aber mit dem tiefsten Stand des Dollar in den vergangenen eineinhalb Jahren errechnet. "Wir sind hier eher auf der sicheren Seite", so der Firmenchef.

Zweites Halbjahr

Starkes Wachstum erwartet er vor allem im zweiten Halbjahr 2007. Das zweite Quartal werde "eher gedämpft" sein. Vor dem Sommer will JoWooD nur noch kleinere Spiele herausbringen. Ab Ende August sollen dann verkaufsstärkere Titel neu auf den Markt kommen.

Vor Dreamcatcher

Vor Dreamcatcher war JoWooD nur mit Lizenzpartnern in den USA aktiv gewesen. Bei einem Nettoverkaufspreis von 40 Dollar für ein Spiel seien davon nur 5 Dollar an JoWooD geflossen. Jetzt, wo man selbst am Markt aktiv sei, kämen abzüglich Händlerspanne, Marketing- und Herstellkosten 20 Dollar heraus. "Wir machen in Übersee jetzt zirka sechs Mal so viel Umsatz und vier Mal so viel Marge", sagte Seidl. Der US-Markt stehe für 45 Prozent des gesamten Computerspiele-Geschäfts. Dreamcatcher habe dem Unternehmen den direkten Zugang zu den Einzelhändlern von Wal-Mart bis Amazon geöffnet.

Kooperation

Noch dieses Jahr plant JoWooD im Rahmen der Kooperation US-Internet- und -Telekomkonzern VeriSign erste Spiele für das Handy. Außerdem will das Unternehmen seine bekanntesten PC-Spiele bis 2009 auf die Spielekonsolen XBox 360 und Nintendo Wii bringen. Den Start soll heuer Ende des Jahres "Agatha Christie" für Wii machen.

Weitere Zukäufe sind vorerst trotz einer mittlerweile wieder gesunden Eigenkapitalquote von 63 Prozent vorerst nicht geplant. Das Unternehmen wolle jetzt organisch wachsen, so Seidl.

Neue Vertriebspartner

Zunehmend setzt JoWooD aber auch im deutschsprachigen Raum auf neue Vertriebspartner. Hat das Unternehmen hier in den vergangenen Jahren vor allem auf die Tiroler Software- und DVD-Gruppe Koch Media gesetzt, habe man mittlerweile in Deutschland auch andere Vertriebskanäle angezapft, sagte Seidl. Koch Media war Ende 2005 nach dem Tausch von Forderungen gegen Anteile mit 46 Prozent an JoWooD eingestiegen und damit bis dato Hauptaktionären. Zuletzt hatte Koch jedoch nur noch unter 15 Prozent der JoWooD-Anteile. Ob er sich noch weiter aus JoWooD zurückgezogen hat, ist unklar. Die nächste Meldeschwelle liegt bei 10 Prozent.

Die JoWooD-Aktie notierte am Donnerstag Mittag bei 2,06 Euro, 0,5 Prozent über dem Vortagesschlusskurs, allerdings deutlich unter dem 12-Monats-Hoch von knapp 3 Euro je Aktie.(APA)