Österreich
<a href="http://derstandard.at/dynamic/aktuell/ressort.asp?ressort=Unwetter&channel=newsroom" target="main">Unwetter in ganz Österreich richteten Millionenschäden an</A>
Das Bundesheer ist in Vorarlberg im Einsatz - Gefahr besteht noch für eine Wohnsiedlung in Hohenems
Linz - Sintflutartige Regenfälle haben in der Nacht auf
Montag in Oberösterreich Schäden in dreistelliger Millionenhöhe
angerichtet. Besonders betroffen war das Mühlviertel. Das ist eine
erste Bilanz, die Montag früh bei Tageslicht vorlag. Insgesamt
rückten etwa 250 Feuerwehren mit rund 5.000 Mann aus, um Hilfe zu
leisten. Zum Teil wurden Florianijünger aus dem südlich der Donau
gelegenen Bezirk Linz-Land zum Einsatz in das Mühlviertel verlegt.
Die Aufräumungsarbeiten werden noch Wochen dauern.
Im Mühlviertel fielen innerhalb einer Stunde 60 Liter Wasser pro
Quadratmeter. Sonst harmlose Bäche wurden dadurch zu reißenden
Flüssen, traten über die Ufer und richteten arge Verwüstungen an. In
Unterweitersdorf wurden mehrere Familien von den Wassermassen in
ihren Häusern eingeschlossen und mussten aus der Luft mit einem
Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden. Die B 310, die
Mühlviertler Bundesstraße, wurde im Bereich von Neumarkt im Mühlkreis
(Bez. Freistadt) von einem abgerutschten Hang verlegt. Die wichtige
Verbindung von Linz nach Prag war stundenlang blockiert.
Sporthalle verwüstet
In Reichenau mussten 150 Personen während einer Sportveranstaltung
aus einer Mehrzweckhalle auf Umwegen evakuiert werden. Der normale
Zugang war überflutet worden. Das Sportzentrum, das eben erst um acht
Mill. S (581.383 Euro) errichtet worden war und in den nächsten
Wochen offiziell eröffnet werden sollte, wurde total verwüstet.
Im benachbarten Alberndorf schwammen Autos wie Boote davon, Keller
standen meterhoch unter Wasser, Straßen wurden unterspült. Aus
zahlreichen Bauernhöfen musste das Vieh in Sicherheit gebracht
werden. Einige Ortschaften im Mühlviertel sind von der Außenwelt
abgeschnitten, die Bewohner können vorerst nicht zur Arbeit und
müssen warten, bis die Straßenmeistereien die Straßen wieder
befahrbar machen.
Gusen trat über die Ufer
Die Gusen zwischen Reichenau und Gallneukirchen - sonst ein zwei
Meter breites Gewässer - schwoll auf 25 Meter Breite an und riss
alles beiderseits des Bachbettes mit. Die Gusental-Landesstraße
musste deswegen zwischen den beiden Gemeinden gesperrt werden. Auch
im Gemeindegebiet von Gallneukirchen gab es Überflutungen. In
Hagenberg berichtet Bürgermeister Rudolf Fischerlehner, dass das
Fisnitztal praktisch nicht mehr existiert. Der Wanderweg durch das
Gebiet wurde weggespült. Das Tal ist von Gesteinsblöcken übersät.
Auch südlich der Donau gab es heftige Regenfälle. Im Bezirk
Vöcklabruck, der erst Anfang Juli von einer Hagelkatastrophe
heimgesucht worden war, gibt es noch etliche Hausdächer, die noch
nicht repariert werden konnten. Dort regnete es erneut hinein.
Zwischen Unterach und Mondsee fiel ein vier Meter langer Ast einer
Pappel auf eine Motorradfahrerin. Sie stürzte, kam aber mit einer
Schulterverletzung davon. Die Hausruckbundesstraße zwischen Ried im
Innkreis und Ampfelwang wurde überflutet. und musste vorübergehend
gesperrt werden. In Linz beschädigten die Regenfälle ein
Hochleistungskabel. Deswegen waren einige Stadtteile ohne Strom. Die
Feuerwehr musste aus zwei stecken gebliebenen Aufzügen Personen
befreien.
Schäden auch aus Tirol gemeldet
Schäden durch die anhaltenden Regenfälle wurden auch in Tirol
angerichtet. Besonders betroffen war das Außerfern, der Bezirk
Reutte. Experten gaben unterdessen Entwarnung: Der Höhepunkt der
Niederschläge sei überschritten.
Bei Weißenbach (Bezirk Reutte) stürzte am Sonntag im Bereich der
Johannesbrücke durch den hochwasserführenden Lech ein Strommast um.
Durch den Funkenflug des Stromkabels gerieten Bäume und Sträucher in
diesem Bereich in Brand. Die Ortschaften Weissenbach und Forchach
waren kurze Zeit ohne Strom. Außerdem musste eine Baustelle im
Bereich der Johannesbrücke gesichert werden. Der Fluss führte größere
Mengen an Holzstämmen mit, die sich zwischen den Brückenpfeilern zu
verkeilen drohten. Durch die großen Wassermassen wurden nach
Schätzungen der Experten bisher 40.000 bis 50.000 Kubikmeter Schotter
durch den Fluss abgetragen.
Durch die starken Regenfällen kam es im Gemeindegebiet von
Kirchdorf (Bezirk Kitzbühel) hinter einem Haus zu einer
Hangrutschung, durch die das Gebäude stark beschädigt. Die Erdmassen
drückten auf der Westseite einen Teil der Mauern im Parterre ein,
wodurch die Schlammmassen ins Wohnungsinnere gelangten. Verletzt
wurde niemand.
Wie Wolfgang Gattermayer von der Wasserabteilung des Landes am
Montag mitteilte, kam die Lech im Außerfern bei der Gemeinde Steeg zu
einer 40-jährigen Hochwasserlage, die Vils erreichte die Marke der
Hochwasser-Situation aus dem Mai des Vorjahres. "Jetzt kommen alle
Wasser-Pegelstände langsam wieder in den Normbereich zurück",
erklärte Gattermayer. Nur Sonntag Abend gab es nochmals
Hochwasseralarm - diesmal an der Fieberbrunner Ache im Tiroler
Unterland. Dort hatte der Fluss die Hochwassermarke überschritten,
allerdings nur kurz.
800 Feuerwehrleute in NÖ im Einsatz
Auch in Niederösterreich ist es in der Nacht auf heute, Montag, zu
weiteren heftigen Unwettern gekommen. Besonders der westliche Teil
des Landes war von den sintflutartigen Regen- und Hagelfällen stark
betroffen. Rund 65 Feuerwehren mit etwa 800 Mann wurden zu
zahlreichen Einsätzen in den Bezirken Scheibbs, Melk, St. Pölten,
Krems, Amstetten und Waidhofen an der Thaya gerufen, so Harald
Horejs, Sachbearbeiter für Katastrophenschutz.
Ihren Ausgang nahmen die heftigen Unwetter, die eine Spur der
Verwüstung im Bundesland hinterließen, im Raum Waidhofen an der
Thaya. Zahlreiche Bäche traten über die Ufer, Kellerüberflutungen und
mindestens drei durch Blitzschläge verursachte Brände auf
landwirtschaftlichen Anwesen in den Bezirken Neunkirchen, Horn und
Scheibbs sind die Bilanz der Wasserfluten. Verletzt wurde niemand.
Zahlreiche Keller im Raum Amstetten ausgepumpt
Bis zu 50 Millimeter Niederschlag in Niederösterreich meldete
Erich David, Leiter der Hydrographischen Landesabteilung. Besonders
hoch seien die Werte bei Eichgraben (Bezirk St. Pölten) gewesen.
Weitere Resultate würden erst in den Nachmittagsstunden erwartet.
"Die heutigen Regenfälle werden nicht mehr so dramatisch ausfallen",
so David. Bei Oberndorf und in Gresten sei der Hagel etwa 40 bzw. 50
Zentimeter hoch auf den Straßen gelegen.
Im Raum Amstetten mussten zahlreiche Keller ausgepumpt und einige
Nebenstraßen von Muren befreit werden. "68 Einsatzobjekte" und etwa
1.000 geleistete Arbeitsstunden zählte die FF Krems an der Donau.
Betroffen von den Unwettern war auch das Untergeschoss der
Unfallambulanz des Krankenhauses der Stadt.
Die Aufräumungsarbeiten der Feuerwehren in Niederösterreich waren
am Montag weitgehend abgeschlossen. Die Höhe der Sachschäden stand
noch nicht fest.
Dauereinsatz für Flachgauer Feurwehren
Im Bundesland Salzburg haben die schweren Unwetter am Sonntag für zahlreiche überflutete Keller sowie mehrere
überschwemmte oder gar vermurte Straßen gesorgt. Einen Tag später - am Montag - konnte die Verkehrsleitzentrale der
Gendarmerie bereits Entwarnung geben: Sämtliche Straßen seien bereits wieder geräumt, es komme nirgendwo zu
Behinderungen, so ein Beamter.
Am schwersten betroffen waren Sonntag Nachmittag beziehungsweise Abend Gemeinden im Flachgau. In Gemeinden wie
St. Georgen, Nußdorf, Lamprechtshausen und Oberndorf warteten auf die örtlichen Freiwilligen Feuerwehren nicht nur
zahlreiche vollgelaufene Keller, wegen Überflutung mussten auch einige Landesstraßen für den Verkehr gesperrt werden.
Die Einsatzkräfte der Umgebung standen praktisch im Dauereinsatz, allein die Freiwillige Feuerwehr Lamprechtshausen
verzeichnete zwischen 16.00 und 19.00 Uhr rund 25 Alarmierungen. (APA)