Am kommenden Montag beginnt in Den Haag vor dem UNO-Sondertribunal das Verfahren gegen den früheren liberianischen Präsidenten Charles Taylor. Ihm wird vorgeworfen, sich mit großer Brutalität in den Bürgerkrieg im benachbarten Sierra Leone eingemischt zu haben.

Mit dem Verkauf von "Blutdiamanten" soll Taylor seine Söldnertruppen finanziert haben, dazu wird ihm die Ausbildung von Kindersoldaten zur Last gelegt. Neben Taylor werden noch neun hohe Offiziere seiner Truppen angeklagt. Im Verfahren selbst will man in Sierra Leone neue Wege gehen:_Der Prozess gegen die neun Offiziere findet im Land statt, nur gegen Taylor wird aus Sicherheitsgründen in Den Haag verhandelt.

"Die Verfahren werden öffentlich übertragen, erklärt und begleitet, damit die Bevölkerung versteht, was hier passiert", sagt Herman von Hebel, Sprecher des Sondertribunals, zum Standard.

Nach den Verhandlungen würden die einzelnen Schritte und Aussagen an öffentlichen Plätzen diskutiert. "Unsere Aufgabe endet nicht mit dem Prozess, sondern wir sind auch für den Übergang von einem Bürgerkriegsland zu einer normalen Zivilgesellschaft zuständig." Dies seien auch Lehren aus den Verfahren gegen Angeklagte aus dem früheren Jugoslawien. (Michael Moravec aus Brüssel/DER STANDARD, Printausgabe, 1.6.2007)