Foto: Scan
Der Titel ist Programm: "Hilfe, wer pflegt mich?", fragt Thomas Chorherr in seinem neuen Buch, und er macht gar kein Hehl daraus, dass ihn das Thema selbst sehr betrifft. Das Buch ist eine sehr persönliche Abhandlung zur Pflegeproblematik, und obwohl sich Chorherr bemüht, alle Aspekte einer brandheißen politischen Debatte zu umreißen, gibt er dennoch nicht vor, etwas anderes als einen sehr persönlichen Zugang zu diesem Thema gefunden zu haben.

"Fakten, Standpunkte, Perspektiven", lautet der lakonische Untertitel - doch so lakonisch geht es zwischen den Buchdeckeln keineswegs ab. Chorherr vermischt die drei Ebenen fröhlich, reiht Fakten an Überzeugungen und Beobachtungen und mischt sie mit Ausblicken auf ein Zeitalter des Pflegenotstandes, in denen es an mehr mangeln wird als an Geld.

Warum eigentlich "Schwester"

Von der "Altenrepublik" über den "Generationenvertrag versus Generationenkonflikt" und der Rolle der Familie, bis hin zur Frage, warum man eigentlich "Schwester" sagt - keine Facette dieser Problematik lässt Chorherr unbehandelt, auch wenn er sie oft nur kursorisch streift.

Gleich im ersten Kapitel beschreibt der ehemalige Presse- Chefredakteur, wie ihn eine Gehirnblutung aus seinem normalen Leben riss, wie er mühsam - und nur mithilfe vieler, auch Anteil nehmender Ärzte, Pfleger und "Schwestern", den Weg zurück fand.

Die Lektüre des Buches berührt teils, teilweise befremdet sie Nichtbetroffene ein wenig - wenn Chorherr etwa nicht umhin kann, mehrfach über die "Mir geht nichts über mich"-Generation zu räsonieren und den Begriff der Barmherzigkeit zu strapazieren. Doch die Zielgruppe sind, laut Verlag, ohnehin jene, die "pflegen oder gepflegt werden". Für diese ist Chorherrs Werk eine interessante Lektüre - mit informativem Service-Anhang. (Petra Stuiber, DER STANDARD, Printausgabe 1.6.2007)