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Foto: dpa/ Rolf Vennenbernd
Viele Autofahrer sehen sich als "Melkkühe der Nation" - aber in Wirklichkeit zahlen die Zeche andere, so zumindest das Ergebnis einer Studie des Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Demnach trägt der Pkw-Verkehr nur 44 Prozent seiner Kosten. Noch schlimmer wird's beim Lkw, wo nur 36 Prozent auch vom Verursacher bezahlt werden. Dabei seien die Staukosten noch gar nicht mit eingerechnet.

Laut VCÖ ist eine weitere Ungerechtigkeit des Verkehrs, dass die untersten Einkommensschichten besonders draufzahlen. "Die zehn Prozent der reichsten Österreicher geben mehr für ihr Auto aus, als die ärmsten zehn Prozent zum Leben haben", so VCÖ-Experte Martin Blum am Freitag vor Journalisten. Dies zeige sich etwa bei der Pendlerpauschale: Weniger als fünf Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen mit einem Einkommen unter 10.000 Euro im Jahr erhalten die Pendlervergütung. Bei Personen mit einem Verdienst von über 200.000 Euro seien es hingegen fast 18 Prozent.

Weiters sei unfair, dass die Bahn auf ihrem gesamten Streckennetz Maut bezahlt (das so genannte "Infrastrukturbenützungeentgelt"), der Lkw aber nur auf Autobahnen und Schnellstraßen. Und während für die berufliche Benützung der Öffis nur das Ticket refundiert wird, könnten Pkw-Vielfahrer durch das Kilometergeld "noch in die eigene Tasche wirtschaften", rechnete Blum vor.

Knapp 11 Mrd. Euro an Kosten

Der VCÖ geht davon aus, dass der Pkw-Verkehr knapp 11 Mrd. Euro an Kosten verursacht, aber nicht einmal 5 Mrd. Euro davon selbst trägt. Beim Lkw fallen 5,7 Mrd. Euro an Kosten an, aber nur 2,1 Mrd. Euro werden durch die Lkw-Betreiber auch beglichen. So sei die Beförderung von einer Tonne mit dem Lkw für die Allgemeinheit drei Mal so teuer, als würde die Fracht Bahn fahren.

Geht es nach dem Verkehrsclub, dann muss eine kilometerabhängige Maut die Vignette ersetzen und die Städte mittels City-Maut vor dem Verkehrskollaps bewahrt werden. Auch müsse die Förderpolitik überdacht werden. So sei etwa die "Stellplatzverpflichtung", die bei Neubauten die Errichtung von Autoabstellplätzen vorschreibt, kontraproduktiv. Damit fließen Autokosten in die Wohnaufwendungen, wo wieder Nichtauto-Besitzer für die motorisierten Mitbürger zum Handkuss kommen.

ARBÖ und ÖAMTC: Kosten gedeckt

Die Autofahrer zahlten im Vorjahr steuerbereinigt (ohne Mehrwertsteuer) 69 Prozent aller Verkehrseinnahmen des Bundes. 31 Prozent kamen vom Lkw, rechnete am Freitag der ÖAMTC vor. Demnach zahlten die Autofahrer 5,3 Mrd. Euro, die zahlenmäßig weit wenigeren Lkw-Betreiber 2,4 Mrd. Euro.

Wobei der größte Brocken die Mineralölsteuer ist, wovon allerdings nach ÖAMTC-Berechnung 30 Prozent aus dem Tanktourismus von Ausländern nach Österreich stammen. Der zweitgrößte Anteil kommt von der motorbezogenen Versicherungssteuer.

Sowohl ÖAMTC wie ARBÖ betonten, dass die Autofahrer die Infrastrukturkosten mehr als bezahlen würden. Durch diese Überdeckung seien auch die externen Kosten wie Unfall- und Umweltschäden abgedeckt.

Grüne: Mehr als für Bildung und Pensionen

Die Grünen schlossen sich am Freitag dagegen dem VCÖ-Plädoyer an. "Jährlich subventionieren die österreichischen Steuerzahler den Autoverkehr mit ca. neun Mrd. Euro, das ist ein Siebentel des gesamten Bundeshaushaltes und mehr als für Bildung und Pensionen zusammen ausgegeben wird", so die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser.

Sie plädierte für eine Änderung der Normverbrauchsabgabe, "die Benzinfresser und Stinker bevorzugt". "Weg mit den Diesel-Privilegien, weg mit der Vignette und motorenbezogenen Versicherungssteuer, her mit einem gerechten fahrleistungsorientierten Klimageld, das zeitlich, örtlich und am Co2-Ausstoß orientiert variiert werden kann", fordert Moser. (APA)