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Shaolin-Mönche sind für ihre phänomenale Körperbeherrschung und akrobatischen Künste bekannt und beliebt. Nächste Woche führen einige Mönche in Wien in die Traditionelle Chinesische Medizin ein.

Foto: apa/epa/sulejmanovic
"Die Chinesische Medizin ist keine erfundene Medizin wie die unsrige – sie ist eine beobachtete Medizin." Mit dieser Eröffnung hat Andreas Bayer, Rektor der privaten TCM University für Traditionelle Chinesische Medizin den Laien rhetorisch sofort gefesselt: Warum erfunden? Was heißt hier "beobachtet"? So wie auch unsere Kultur noch über verschiedene Hausmittel zur Gesundung verfügt, die von einer Generation zur anderen weitergegeben werden, hätten auch die Chinesen seit Urzeiten Wissen über Kräuter, Knollen und Wurzeln gesammelt, führt Bayer aus. Im Unterschied zum Westen haben jene aber dieses Wissen gewissenhafter kultiviert, gepflegt – und vor allem geordnet. Abnehmen ohne zu hungern oder – noch grundsätzlicher – die richtige Deutung körpereigener Signale ist so über Generationen weiter gegeben worden.

Um das in unseren Breitengraden "verlorene" Wissen zurückzugewinnen, hat sich Bayer ganz der TCM-Lehre verschrieben. Und startet am 7. Juni gemeinsam mit dem Team der Privat-Uni eine viertägige Offensive, um das kollektive Know-how unters Volk zu bringen: "Free University".

Tabuthemen

20 Professoren, Lektoren und Shaolin-Mönche der TCM University bieten in mehr als 80 verschiedenen Workshops, Seminaren und Fachvorträgen Einblick in die Behandlungsweisen der Chinesischen Medizin. "Die Zielsetzung ist, dass die Leute nicht nur hierherkommen, um etwas zu hören, und dann sagen: 'Ja, das war nett', sondern dass sie wirklich etwas lernen", macht Bayer seinen Anspruch fest.

Neben Qigong-Workshops und Einführungen ins Tai-Chi-Chuan (Schattenboxen) werden auch absolute Tabus der westlichen Welt offen behandelt: Frigidität und Potenzstörungen soll etwa mit dem Blick aus einer anderen Richtung der Schrecken genommen werden.

Aber auch einem Thema, "bei dem die Chinesische Medizin durchaus in Verruf geraten ist", wird ausführlich Platz eingeräumt: der Behandlung von Tumorpatienten. "Die Chinesische Medizin kann Tumore nicht heilen, das ist klar. Aber sie kann damit einhergehende Beschwerden lindern", verspricht Bayer. Vor allem durch die Entschärfung der Nebenwirkungen im Zuge einer Chemotherapie könne TCM punkten.

Neben zahlreichen Praxisanwendungen unter Anleitung von Experten gewährt das Team um Bayer aber auch einen Einblick in das akademische Geschehen. Abseits der Weiterbildungsmöglichkeiten für Mediziner wird über die TCM-Akademie auch für Laien ein interessantes Programm geboten. "Zum Beispiel eine Ausbildung in Anmo", führt der Experte aus. Für Otto Normalverbraucher bleibt der erklärende Begriff "Akupressurmassage" derweil eindeutig verständlicher. (Bernhard Madlener/DER STANDARD-Printausgabe, 2./3. Juni 2007)