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Michael Bünker

Foto: APA/Gmasz
Eisenstadt - Michael Bünker ist der neue evangelisch-lutherische Bischof. Der 52-jährige gebürtige Steirer ist von der Synode am Freitag in Eisenstadt im siebenten Wahlgang gewählt worden. Er tritt am 1. Jänner 2008 die Nachfolge von Herwig Sturm (65) an.

Der Wahl stellten sich insgesamt fünf männliche Kandidaten. Es bedurfte sieben Wahlgänge, bis mit Oberkirchenrat Bünker einer der Kandidaten die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erreichte. Er wurde schließlich mit 38 von 56 abgegebenen Stimmen zum neuen Evangelischen Bischof gekürt.

Will ein politischer Bischof sein

Der neue evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker hat nach seiner Wahl Freitagabend in Eisenstadt sein Bild von einem Bischof gezeichnet: "So politisch, wie das Evangelium ist, muss der Bischof sein", weil auch die Kirche so politisch sein müsse, wenn sie ihrem Auftrag treu bleibe. Insofern sei auch der scheidende Bischof Herwig Sturm ein politischer Bischof, in dieser Weise werde auch er, Bünker, ein politischer Bischof sein.

Für evangelische Christen, gerade in der lutherischen Tradition, sei es nicht eine Voraussetzung, dass Politik christlich sein müsse, um gut zu sein. Auf Grund der Zwei-Reiche-Lehre und der damit verbundenen sozialethischen Grundausrichtung sei es Anliegen der evangelischen Kirche, für die Schwachen in der Gesellschaft einzutreten: "Dafür muss die Kirche ihre Stimme erheben, sei es gelegen oder ungelegen."

Die Kirche habe auch immer darauf zu drängen, dass eine gute, verlässliche Politik gemacht werde. Der Staat habe nicht die Aufgabe, über die Wahrheitsfragen zu entscheiden, "aber er hat für den Frieden und für die Gerechtigkeit unter den Menschen zu sorgen", so Bünker. Wenn es zu Problemen komme, dürfe die Kirche auch nicht schweigen.

Ein besonderes Anliegen sei ihm die Konzentration auf die Heilige Schrift. Die Evangelische Kirche sei gut beraten, wenn sie dies auch zu ihrem Markenzeichen mache: "Wir sind diejenigen, die mit dem Schriftprinzip ganz ausdrücklich festlegen wollen, dass wir unsere Kirche als die nach dem biblischen Zeugnis reformierte Kirche verstehen und auch immer wieder am biblischen Zeugnis festhalten."

Er könne sich gut vorstellen, dass der neu gewählte Bischof nach seinem Amtsantritt vielleicht auch zu einer öffentlichen Auseinandersetzung mit biblischen Themen einlädt, um zu entdecken, dass die Botschaft der Bibel hochaktuell sei, so Bünker: "Gerade in den sozialen Fragen können wir unendlich viel von der Bibel lernen."

Das gegenwärtige ökumenische Klima in Österreich bezeichnete der neu gewählte Bischof als "sehr gut und sehr vertrauensvoll", es sei in vielen Jahren des guten Zusammenarbeitens gewachsen. Viele in letzten Jahren geschehen Dinge wie das ökumenische Sozialwort seien Zeichen für ein ökumenisches Miteinander, von dem anderswo bestenfalls geträumt werden könne. Dies weiter zu pflegen und zu intensivieren, werde eine zukünftige Aufgabe sein.

Bischof Herwig Sturm sagte, er sei zuversichtlich dass die Botschaft einer Verantwortung für die Gesellschaft aus dem Evangelium in Österreich durch die Evangelische Kirche sicher weiterhin wahrgenommen werde. Auch er finde, dass die ökumenische Situation in Österreich "ein großes Geschenk" sei. In der Evangelischen Kirche selbst - gleichsam als dem "Haus des Bischofs" - habe Bünker "ganz große Zustimmung". Er selbst sei "hoch erfreut und motiviert". Der Tag habe ihm nicht Melancholie, sondern Kraft gegeben. (APA)