Robert Rockenbauer von der Schutzgemeinschaft für Nichtraucher

SP-Politikerin Sonja Kato-Mailath-Pokorny

Veronika Doppler, Chefin des Restaurants Vestibühl

Peter Kampits, Dekan der Fakultät für Philosophie

Fotos: STANDARD/Andy Urban

Wien - Mit Robert Rockenbauer von der "Österreichischen Schutzgemeinschaft für Nichtraucher" zu diskutieren, ist sinnlos. Zu diesem Schluss gelangte zumindest Peter Kampits, der Dekan für Philosophie an der Uni Wien, bei einer vom Standard und von PulsTV einberufenen Gesprächsrunde am Donnerstagabend im Wiener Auhofcenter-Plaza zum Thema "Ohne Rauch geht's auch - für alle?"

Auch Veronika Doppler, Geschäftsführerin des Restaurants Vestibühl im Burgtheater, und SP-Gemeinderätin Sonja Kato-Mailath-Pokorny taten sich nicht gerade leicht mit Rockenbauers Kompromisslosigkeit in Bezug auf Raucher. Auch wenn sich in der von Standard-Redakteurin Irene Brickner geleiteten Diskussion ohnehin herausstellte, dass sachliche Meinungen gar nicht so weit auseinander liegen.

Beliebte Nichtraucher-Zone

Gastronomin Doppler zeigte sich mit der Frage, wie sie ihr Personal im Raucherbereich schützen könnte, "überfragt". Seit Jänner ist in ihrem Restaurant der Raucher- vom Nichtraucherteil räumlich getrennt. Freiwillig, denn eine entsprechende gesetzliche Regelung gibt es (noch) nicht. "Wenn wir geahnt hätten, wie gut der Nonsmoking-Saal angenommen wird, hätten wir schon viel früher zweigeteilt", betonte Doppler. Was sie sich wünsche, sei endlich eine klare gesetzliche Regelung. Man dürfe die politische Verantwortung nicht auf die Gastronomie abwälzen.

Eine Forderung, die Gemeinderätin Kato-Mailath-Pokorny dankbar aufgriff. "In Wien sind Amtsgebäude bereits seit zehn Jahren rauchfrei, auf Bundesebene wurde bereits genug Zeit vertan", so die Politikerin. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (VP) solle "weniger auf Partys gehen" und endlich einen Gesetzesentwurf für den Nichtraucherschutz in Begutachtung schicken, ätzte Kato-Mailath-Pokorny. Ihre eigene Meinung darüber zu äußern, wie weit denn Rauchverbote gehen sollten, lehnte die Wienerin ab. "Es ist nicht an mir, Regelungen vorzuschlagen", spielte sie den Ball erneut weiter ans Ministerium, bekannte dann aber zumindest: "Ich persönlich gehe jedenfalls lieber in rauchfreie Lokale."

Rauchen nur daheim

Dennoch: Ein Wiener Kaffeehaus ohne Zigarettenqualm konnte und wollte sich in der Diskussionsrunde nur der Tiroler Rockenbauer vorstellen. "Es ist eine Schande, dass Österreich ein Entwicklungsland beim Nichtraucherschutz ist", zog er Vergleiche mit Italien und Irland, wo in Lokalen längst absolutes Rauchverbot herrscht. Wovon er überzeugt ist: "Es kann keine friedliche Koexistenz von Rauchern und Nichtrauchern geben." Wo Raucher dann noch dürfen? "In ihren eigenen vier Wänden, vorausgesetzt es leben dort keine Kinder, die durchs Passivrauchen geschädigt werden", meinte Rockenbauer.

Gegen Engstirnigkeit

Philosophie-Dekan Kampits warnte vor "fundamentalistischen Standpunkten". Sein Credo lautet: "Toleranz auf beiden Seiten." Jeder halbwegs tolerante Raucher werde es unterlassen, sich eine Zigarette anzuzünden, wenn es andere störe. "Engstirnigkeit und nur Verbote bringen null", so Kampits. Die Verweigerung eines Dialogs erinnere ihn fast schon an Hexenverfolgung. "Wir leben ohnehin bereits in einer überregulierten Welt. Was ist eigentlich aus der Forderung ,weniger Staat' geworden?", fragte der Philosoph. Demnächst folgten vielleicht ein Feldzug gegen Alkohol und die Schaffung einer Fettsteuer - "anstatt Gemüse billiger zu machen", so Kampits.

Rockenbauer konterte überraschend: "Das ist nicht mit dem giftigen Zigarettenrauch zu vergleichen. Alkohol in Maßen kann sogar gesund sein." Kampits: "Medizin vor den Augen der Kinder also?" Aber da waren die Mikrofone bereits abgedreht. (Michael Simoner, DER STANDARD Printausgabe, 2./3.6.2007)