Coverfoto: Tomlab

Misha: "Teardrop Sweetheart" (Tomlab/Soulseduction 2007)

Coverfoto: Tomlab
Nach dem irgendwie unerwarteten, aber sehr erfreulichen positiven Echo auf The Blow im Vorjahr hier ein nicht minder - Achtung, hier kommt das Wort wieder - charmantes und durchaus verwandtes Stück Musik: Zwar haben Misha nichts mit R'n'B am Hut, doch wagen sie ebenso wie ihre Labelkolleginnen aus Portland den großen Pop-Gestus, obwohl sie nur ein dünnes Soundwällchen errichten. Man braucht nur hören, wie sich "Summersend" oder "Crystal In Love" beim Refrain in die Brust werfen.

Mishas derzeitige Heimatbasis ist New York, dort gruppiert sich eine mehr oder weniger feste Formation um den eigentlichen Kern der Band: Ashley Yao und John Chao, beide mit taiwanesischen Wurzeln. Und das ist schon die erste Überraschung: Mit New York würde man zwar urbane Stilvielfalt assoziieren, aber irgendwie eher unter hard-boiled Vorzeichen (Armand van Helden hat dieses Klischee mit seiner 2004er-Kompilation "New York: A Mix Odyssey" recht schön auf den Punkt gebracht).

"Of course there is no way back to innocence (but cynicism is not the only way out)."

Stilvielfalt wird auf "Teardrop Sweetheart" zwar großgeschrieben, aber von abgebrüht kann keine Rede sein: Luftig-leichter Elektropop mischt sich mit Verweisen auf das Songwriting der 60er Jahre, und das schließt Easy Listening inklusive Bossa Nova-Elementen ebenso ein wie die erste, originale Generation des "Barock-Pop". Und immer wieder die Beatles.

Trotzdem passt "Teardrop Sweetheart" nicht auf die Nostalgie-Schiene: Misha stellen die Versatzstücke der Goldenen Ära des Pop in einen sehr aktuellen, elektronischen Kontext - nochmals verstärkt durch den deutschen Produzenten Mense Reents von Ego Express und einstmals auch Stella. Das vorhandene Musikgeschichtsbewusstsein äußert sich in einer Arbeitsweise, die der des Japaners Cornelius ähnelt (gut hörbar zum Beispiel in "Delovedly") - mit ausgelutschten Clubbing-Sounds à la "Sixties treffen auf Beats" hat "Teardrop Sweetheart", zum Glück, rein gar nichts zu tun.

... und wenn das Soundspektrum sich über die Platte hinweg schwerpunktmäßig von John & Paul auf John & Yoko verschiebt - na dann wird es letztlich doch noch ziemlich New York. (Josefson)