Simferopol - Unter dem Schutz von 1200 Polizisten hat die Krim-Metropole Simferopol ihrer deutschstämmigen Gründerin Kaiserin Katharina II. einen Gedenkstein gesetzt. Mehr als 500 Tataren protestierten auf der Halbinsel am Schwarzen Meer am Samstag gegen die prorussische Aktion der Stadt. Der Führer der tatarischen Volksgruppe, Mustafa Jemilew, nannte die Ehrung der Zarin "eine chauvinistische Provokation", wie die Agentur Interfax berichtete.

Aus Sicht der Krimtataren begann mit der russischen Eroberung 1783 durch die Zarin eine Zeit der Emigration, Deportation und Auslöschung ihrer Kultur. Sie kämpfen als Minderheit in der autonomen Republik auf dem Gebiet der Ukraine für eine Stärkung ihrer Rechte.

Dagegen will die mehrheitlich von Russen bewohnte Stadt nun an die russische Eroberung erinnern. Katharina hatte die Stadt 1784 gegründet, Simferopol feiert das Ereignis jedes Jahr am 2. Juni. "An dieser Stelle wird ein Denkmal an die Zarin erinnern", zitierte Interfax die Inschrift des Gedenksteins. Die Polizei sicherte die Stelle im zentralen Erholungs- und Kulturpark gegen die wütenden Tataren. Sie sammelten Unterschriften gegen die Errichtung des Denkmals. Zuvor hatten neben den tatarischen Einwohnern auch ukrainische Nationalisten gegen die Pläne protestiert.

Die Krimtataren, die unter anderem mongolische, griechische und türkische Wurzeln haben, blicken auf eine viele Jahrhunderte alte Geschichte zurück. Ihr Führer Jemilew war bereits zu Zeiten der Sowjetunion ein Kämpfer für die Rechte der Tataren, er hat viele Jahre im Gefängnis verbracht. Auf der Halbinsel wurden nach seiner Darstellung zu Sowjetzeiten viele Spuren der tatarischen Kultur beseitigt, Denkmäler und Monumente verschwanden, Orte wurden umbenannt.(APA/dpa)