Berlin - Nach der evangelischen Kirche will sich nun offenbar auch die katholische Kirche Deutschlands an der Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern beteiligen. "Eine grundsätzliche Wiedergutmachung halte ich für berechtigt", sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Rudolf Hammerschmidt, am Sonntag im SWR. Die katholische Kirche werde sich der Verantwortung stellen. Die Bischöfe würden am 28. August entscheiden, inwieweit sie in den Entschädigungsfonds von Bundesregierung und Wirtschaft für die ehemaligen Zwangsarbeiter einzahlen. Die Kirche prüfe noch, "wie stark sie von dem Problem betroffen" sei. Die katholische Kirche war unter öffentlichen Druck geraten, nachdem die evangelische Kirche sich mit zehn Millionen Mark an dem Zwangsarbeiterfonds beteiligt hatte. Zuvor war bekannt geworden, dass während der Nazi-Zeit auch in evangelischen Einrichtungen Zwangsarbeiter beschäftigt worden waren. Hammerschmidt sagte im SWR, die evangelische Kirche habe die katholische Kirche über ihre Entscheidung informiert. Die katholischen Bischöfe hätten sich aber bewusst entschieden, anders zu handeln. Sie wollten sich mit 10 Mill. DM (5,11 Mill. Euro/70,4 Mill. S) nicht pauschal freikaufen. In den zentralen Archiven der Kirche gebe es keine konkreten Angaben über die Beschäftigung von Zwangsarbeitern, sagte Hammerschmidt. Die verschiedenen kirchlichen Institutionen seien aber aufgefordert worden, Unterlagen aufzuarbeiten und Ergebnisse an die Bischofskonferenz zu melden. Hammerschmidt wies daraufhin, dass zunächst Staat und Wirtschaft Wort halten müssten, um den Betrag von 10 Mrd. DM für den Fonds aufzubringen. Diese Summe teilen sich Bundesregierung und Wirtschaft. Die deutschen Firmen haben ihren Anteil aber noch nicht vollständig aufgebracht. In einem Abkommen hatten Bundesregierung, Wirtschaft, Vertreter von Opferverbänden und Anwälte eine Entschädigung der überlebenden Zwangsarbeiter geregelt. Im Gegenzug hatte die US-Regierung deutschen Firmen Schutz vor Entschädigungsklagen in den USA zugesagt. (APA)